Archiv für das Thema: Alltag

stehe ich eine Weile vor der Kirche und überlege, ob ich von hier den Bus nach Neustadt nehme. Der kommt in einer halben Stunde. Mir tut das rechte Bein weh. Das alte Rad fährt sich gut, aber mit Gegenwind macht das überhaupt keinen Spaß. Kein Vergleich zum Ebike. Aber das meldet ja immer noch Powr Prot. Ich steige wieder auf. Sind ja nur noch sechs Kilometer. Und ich will ja auch zum Knödeldealer. Auf dem Rückweg habe ich gute Laune. Mein Radel schnurrt, in den Packtaschen sind Lebensmittel für die nächsten Tage, die Felder und Wiesen glänzen im Sonnenlicht, auch die Silberreiher sind an Ort und Stelle.

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Es dauert eine Weile, bis ich wach werde. Ich fühle mich benommen. Ein kleiner Schreck. Habe ich gestern etwas getrunken? Definitiv nicht. Jedenfalls nichts mit Alkohol. Mittags erfasst mich eine solche Müdigkeit, dass ich mich einen Moment hinlegen muss. Es fällt mir schwer, Arme und Beine zu bewegen. Die wiegen heute das Dreifache. So kann ich nicht zu den Dichterinnen. Das ist blöd, weil ich unsere Treffen so inspirierend finde, aber in meinem derzeitigen Zustand schaffe ich das nicht. Nach einer Stunde fühle ich mich immerhin in der Lage, in den Garten zu gehen. Ich bin zum Lesen zu müde, zum Schreiben auch, aber schlafen kann ich auch nicht. Dafür weine ich ein wenig.

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vertreibt alle Sorgen, so dachte ich zumindest nach dem Telefonat mit meinem Coach oder spirituellen Begleiter, wie ich ihn inzwischen ja auch nenne. Jetzt denke ich, Nebel am Morgen bringt neue Sorgen. Der Akku von meinem Ebike stellt sich an. Ich wollte zum Einkaufen fahren, aber das Display zeigt mir immer „Powr Prot“ an. Steckverbindungen kontrolliert, Kontaktspray benutzt. Niente. Auch Herrn S. fällt nichts weiter ein. Den Akku voll laden, vielleicht hilft das?

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Ich habe die letzte Flasche Weißwein in den Kühlschrank gestellt. Nicht für mich. Aber Frau J. mag lieber einen weißen Wein zum Essen. Um das Thema Alkohol drehte sich mein Telefonat heute Morgen. Darum, dass ich mir Unterstützung wünsche. Ich will es sein lassen. Und mir erstmal ein Jahr ohne vorzunehmen fühlt sich nicht so unangenehm an wie: Ich höre ganz auf. Aber vielleicht mache ich mir da auch etwas vor. Vielleicht warte ich ersteinmal ein halbes Jahr ab.

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auf einem Zweig und denkt darüber nach, warum es keine frischen Knödel gibt. Knödel aus mein Hase. Eigentlich wollte ich nach Neustadt fahren, einkaufen, aber nun habe ich stattdessen Brot gebacken. Was einer so einfällt, wenn sie Zeit hat und ihr Geist mäandert. Was hat mir der Briefträger da gerade in den Kasten gesteckt? Wo wohnen die Marienkäfer, die hier nachzuwachsen scheinen und die sich sogar unter meine Bettdecke verirren? Wie kann ich andere einladen, eine neue Erfahrung zu machen? Darum geht es in der ersten Vorlesung von Modul 11 unserer Ausbildung. Wo ich doch mit meiner neuen Erfahrung genug zu tun habe.

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habe ich lange nicht gesehen. Ich hatte schon Sorge, es könnte ihm etwas passiert sein. Dabei ist er wohlauf. Mein Herz hat gleich einen kleinen Hüpfer gemacht. Erst hörte ich das Pferdegetrappel, dann sah ich die beiden Reiterinnen auf ihren Rossen, und dann mit einigem Abstand kam er wie üblich angetrottet. Ich habe mir einen neuen Schreibplatz eingerichtet, da kann ich nicht nur sehr schön meine kleinen Freunde beobachten – gerade hängen sie mal wieder zu fünft am Knödel – da sehe ich auch, was unten auf dem Weg so los ist. Meist ist ja nichts los. Gar nichts. Nur heute, gerade als ich schnaufend im Beet hockte, kamen Menschen vorbei. Ein Spaziergänger. Ein Radfahrer. Schönen Tag auch.

 

gibt es den Untersee, einen Marktplatz, das Wegemuseum mit der Galerie Alter Laden und wahrscheinlich noch einiges mehr zu besichtigen. Von Neustadt kann man mit der Bahn oder mit dem Bus anreisen, ich habe für die Hinfahrt den Bus genommen. Da ist es vom Halt „Tankstelle“ nicht mehr weit bis zum See. Zweihundert Meter vielleicht. Und mehr als den See und die Fotoausstellung „Zwischen Prignitz und Ruppiner Land“ hatte ich mir für diesen Ausflug nicht vorgenommen. Ich bin immer so glücklich am Wasser. Noch ein bisschen glücklicher, wenn ich einen einladenden Ort finde, an dem ich etwas zu essen bekomme. Caprese mit Seeblick im sympathischen „Casa Nostra“.

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ein neuer Knödel für meine Freunde. Der Rücken ist besser, dafür ist der Schmerz in der linken Kopfseite stärker geworden. Vermutlich kommt es vom Kiefer, auch das Kauen tut heute weh. Wie schrieb ich gestern einer Freundin? Irgendwas ist immer. Das wird sie vielleicht nicht verstehen, sie ist um einiges jünger als ich. Ich schrieb aber dazu, dass es mir sonst ziemlich gut geht. Und das stimmt. Gestern Abend war ich so was von gut gelaunt. Das lag nicht nur an dem exquisiten Lachs auf Salat mit Rosmarinkartoffeln, zu dem Frau J. den Hausmann und mich eingeladen hatte, nicht an dem Seidenhemd, das sie mir später geschenkt hat, aber vielleicht an der dunklen Schoklade, die ich sonst rigoros ablehne. 92 % Kakao. Hallo?

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hat sich ein Starenpaar den Kasten neben meinem Küchenfenster genauer angeschaut. Heute waren Spatzen da. Ich muss die Knödel rationieren, meine Vögel fressen als gäbe es kein Morgen. Im Wald queren zwei Rehe meinen Weg. Sie laufen nach rechts in die Schonung, kommen gleich wieder zurück, dann warnen sie ihre Kumpel. Das Bellen klingt heiser. Kurz vor dem Butterbaum ein einzelnes Kranichpaar inmitten schnatternder Gänse. Sie recken sich in meine Richtung, offensichtlich werde ich als ungefährlich eingestuft. Der Wind ist kalt, es riecht nach Holz und Erde. Ich hätte mein Isokissen und einen Becher Kaffee mitnehmen sollen. Aber hätte hätte.

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schien der Mond mal wieder fast bis zu meinem Bett. Wäre ich nicht so müde gewesen, hätte ich am Deich bestimmt einen wunderbaren Caspar-David-Friedrich-Moment haben können. Aber hätte hätte. Heute um 13.30 Uhr war Vollmond, da war ich unterwegs in Neustadt. Vom Meisenknödel-Dealer zum Supermarkt. Wo ich Schokolade, Kekse und alkoholische Getränke mal wieder links liegen ließ. Tag 11 von 47. Ich kann ohne Zucker – nicht mal das Teelöffelchen Honig gönne ich mir – ohne Alkohol leben. Das weiß ich von früheren Experimenten. Wird das Leben dadurch schöner? Nein. Aber ich habe einen Willen. Immerhin das. Und wer weiß, vielleicht bin ich Ostern erleuchtet.