eine Art Glockenton, der durch das Haus zieht. Die Handwerker sind auf dem Dach. Die Nuss liegt immer noch da, wo ich sie hingelegt habe. Vielleicht macht das Eichhörnchen jetzt Winterschlaf. Oder anderswo sind die Angebote besser. Regelmäßiger. Gestern kam ein Brief von der BStU. Sowohl meine als auch die Personalien meines Vaters sind in den Karteien des Staatssicherheitsdienstes erfasst. Es müssten also Unterlagen über uns vorhanden sein. Allerdings ist mit einer Wartezeit von ein bis zwei Jahren zu rechnen.

Habe ich deswegen heute Nacht von meinem Vater geträumt? An viel kann ich mich nicht erinnern. Nur an das ungute Gefühl, das ich hatte. Er war mir nicht geheuer, könnte man sagen. Vielleicht eine Erinnerung an die erste mir bewusste Begegnung mit ihm irgendwann in den 60ern. Damals hatte mein Vater, der in West-Berlin lebte, schon einen westdeutschen Pass.

Meine Mutter und meine Großmutter hatten mir immer erzählt, dass er ein Mörder wäre. Als ich ihn dann das erste Mal traf, ich war 8 oder 9, bei seiner Mutter, meiner anderen Großmutter, die mich an diesem Tag mit dem Auftauchen meines Vaters doch sehr überrascht und erschreckt hatte, wollte er mich nach ein oder zwei Stunden zurück zu meinen Großeltern  bringen. Zu Fuß über die Rieselfelder, weil er diesen Weg von Niederschönhausen nach Buchholz früher immer mit meiner Mutter gegangen war. Ich glaube, ich habe einen kleinen Aufstand hingelegt. Bin mit Bus und Bahn heim gefahren.

Erst später habe ich erfahren, dass er zwar tatsächlich in einen Unfall mit Todesfolge verwickelt war, dass er aber keine Schuld hatte. Ein Mann war ihm betrunken ins Auto gelaufen. Allerdings war er weiter gefahren, man hatte ihn also zurecht wegen Fahrerflucht angeklagt und auch verurteilt. Aber Mörder? Vielleicht steht darüber auch etwas in diesen Akten.

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