Tage, die an mir vorüber driften, die ich nur noch aushalte, von genießen keine Spur, die heiß oder schmerzhaft oder beides sind. Am Mittwoch liege ich den halben Tag irgendwo im Prenzlauer Berg in einem Schrebergarten unter dem Apfelbaum, dessen Blattwerk nur ungenügenden Schutz vor der Sonne bietet. S. planscht mit ihren Töchtern in dem großen Swimmingpool, in den ich ebenfalls abtauche, wenn mir der Schweiß den Rücken herunter läuft. Sie hat für ein paar Tage für eine Freundin den Gießdienst übernommen, dafür kann sie auch den Garten nutzen.

Die Nachbarn zur Rechten schauen skeptisch, sie haben unsere freundliche Begrüßung mit zusammengekniffenem Mund erwidert. Zwei Frauen, ein Kleinkind, ein junges Mädchen, ein Hund, wo bleibt denn da die Ruhe? Seit meiner Kindheit und Jugend, die ich in einer winzigen Laube verbracht habe, ist mein Verhältnis zu Schrebergärten gestört. Mir ist dieses enge Aufeinanderhocken unangenehm, die strafenden Blicke der Nachbarn, wenn ein Kind laut ist, wenn die Natur sich nur an den ihr zugeteilten Stellen entfalten darf und jedem widerborstigen Halm sofort der Kampf angesagt wird.

Matt liege ich unter meinem Baum, wenigstens habe ich ein gutes Buch dabei, das mir die Hitze ein wenig erträglicher macht. „Sinkflug“ von Dorothea Fremder, die klug und witzig das Ende einer Ehe beschreibt. Ein modernes Paar, ein notorisch untreuer Ehemann, eine Frau, die nach 20 Jahren dem Ganzen ein Ende bereitet. Wunderbare Sommerlektüre, die leicht und tiefsinnig und niemals seicht ist.

Gestern dann der große Zahnarzttermin, fünf Stunden, zwei davon verbringe ich wartend und mich ablenkend in der Wohnung. Aber nun ist es geschafft. Als ich später in Nikolassee ankomme, bin ich völlig erschöpft. Espresso aufsetzen, Matte auf die Wiese legen, mich darauf. Und dann schau ich den Wolken hinterher und träume. Mehr ist nicht möglich.

Einen Kommentar schreiben

Ihre Daten werden niemals an Andere weiter gegeben.
Die Email-Adresse wird nicht angezeigt. Notwendige Felder sind so markiert: *

*
*