Ein Himmel wie im November. Der Balkon gegenüber liegt im trügerischen Dunkel. Trügerisch, weil es dort spätestens in einer Stunde anfängt zu leuchten und zu blinken. Ein Weihnachtsschmuck-Fetischist. Fehlt nur noch der zuckende Weihnachtsmann, der über dem Geländer hängt.

Wenn ich in diesen Tagen Weihnachtsstimmung oder ein wenig Trost und Entspannung brauche, gehe ich zu Starbucks am Ernst-Reuter-Platz. Mit einer Latte aus laktosefreier Milch sitze ich versunken in einem der gemütlichen Sessel, lese Zeitung oder schreibe auf altmodische Art in ein Heft. Dazu höre ich Dean Martin, der Walking in a winter wonderland singt.

Manchmal tu ich auch gar nichts, sitze nur da und schau aus dem Fenster. So macht es auch die junge Frau neben mir. Die sitzt da schon seit einer Stunde, manchmal hat sie die Augen geschlossen und ich überlege, ob sie vielleicht eingeschlafen ist. So etwas ist hier möglich. Das Personal kommt leise, räumt den Tisch ab, nickt einem freundlich zu, wenn man die Augen auf hat. Wären da nicht die anderen jungen Leute mit ihren Laptops, ich würde mich wie aus der Zeit gefallen fühlen.

Der einzige Haken an diesem netten Café ist das Aufstehen aus den wunderbaren Sesseln. Jedenfalls wenn man zu den schmerzgeplagten Menschen gehört. Das klappt nur nach mentaler Vorbereitung. Und sieht wahrscheinlich nicht elegant aus. Aber das interessiert hier niemanden.

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