Wieder ein Film im Friedrichstadtpalast. Allerdings sitze ich heute komfortabler. Parkett Mitte. Ich habe sogar einen der begehrten Außenplätze bekommen und kann die Beine ausstrecken. Meine Sitznachbarin  hat sich in diesem Jahr vor allem Filme aus dem Wettbewerb ausgesucht. Wir tauschen ein paar Meinungen aus.

„Das Vaterspiel“ läuft zwar in der Reihe Panorama Special, aber den hat sie auch gesehen, und die schlechte Kritik, die der Streifen in einigen Zeitungen bekommen hat, kann sie nicht bestätigen. Jetzt bin ich doch froh, dass ich die Karten für heute Abend gekauft habe.

Ich erfahre, dass meine Nachbarin selber in einem Kino arbeitet, dass sie dort alles erledigt, Karten verkaufen, Filme vorführen, Putzen. Da sie das offensichtlich sehr gern macht, spüre ich einen Anflug von Neid. Ja, das muss wunderbar sein. Wenn ich doch auch jeden Tag ins Kino gehen könnte.

Es sind immer wieder andere Dinge, die mir in den Sinn kommen, wenn ich darüber nachdenke, was ich in den nächsten Jahren tun möchte, wie ich meine Brötchen verdienen will. Schreiben. Filme ansehen. Lesungen organisieren. Die Kunst von Freunden verkaufen. Ein Café mit Büchern eröffnen. Ein Zentrum für Menschen mit chronischen Krankheiten gründen, da habe ich im letzten Jahr eine Menge Erfahrungen gesammelt. Unentschlossene Menschen könnte ich auch coachen. Vielleicht sollte ich mir nach der Berlinale erst einmal selbst einen Coach suchen und anfangen, die Ideen zu filtern.

Der Film „Happy Tears“ ist ein wenig speziell. Demi Moore als Laura sehr schön anzusehen, wenn auch etwas zu glatt, es ist kein Wunder, dass sie jungen Männern den Kopf verdreht. Parker Posey als ihre Schwester Jayne auch recht ansehnlich, allerdings träumt sie für meinen Geschmack etwas zu viel, aber das liegt ja am Drehbuch und am Regisseur. Ellen Barkin spielt eine durchgeknallte, drogenabhängige Frau, die sich bei einem älteren Herrn eingenistet hat, angeblich ist sie seine Krankenschwester. Ich kann nur noch mit Mühe die Helen Cruger aus „Sea of Love“ erkennen. Ob sie wirklich das Opfer einer Schönheits-Operation ist, wie im Internet behauptet wird?

Jayne und Laura kommen in ihr Elternhaus, um sich um den dementen Vater zu kümmern, dem die Ärzte nur noch zwei Jahre Lebenszeit prognostizieren. Die Mutter ist vor Jahren schon an Krebs gestorben, nun muss eine Entscheidung getroffen werden. Soll der Vater, wie Laura sich das vorstellt, in ein Heim, oder wird Jayne ihn tatsächlich mit zu sich nach Hause nehmen?

Jayne hätte gern ein Kind, Laura lieber etwas Geld, aber bitte nicht von der wohlhabenderen Schwester. Angeblich hat der Vater vor vielen Jahren einen Schatz im Garten vergraben, aber das glaubt Laura nicht. Wie in den meisten Familien gibt es ein paar Geheimnisse, die im Laufe des Films gelüftet werden. Mein persönliches Fazit: Familien sind schwierig, man kann sich trotzdem mögen.

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