Ich höre dieser Tage viel Eckhart Tolle. Dem neuen Notebook sei Dank, da funktioniert sogar die Ton- und Bildwiedergabe, und YouTube ist eine wunderbare Erfindung. Es sind altbekannte Dinge, über die Eckhart mit Oprah Winfrey spricht, aber das macht nichts. Manches muss man mir zehnmal erzählen. Vielleicht noch öfter. Weil ich es immer wieder vergesse. 

Ich leide. Welch schreckliches Wort. Leiden. Suffering oder suffer hört sich viel besser an. Viel weniger leidend. Wenn ich morgens aufwache, fühle ich als erstes meinen Körper, fühle die Schmerzen. Eine Menge Schmerzen. Dazu kommen die Gedanken. Werde ich jetzt bis an das Ende meiner Tage krank sein? Oder werden die Schmerzen irgendwann verschwinden? Muss ich nur noch den richtigen Arzt/richtigen Heilpraktiker, die richtige Methode finden? Was ist seit ein paar Wochen in meinem Bauch los? Muss der Darm saniert werden? Was kann ich selber tun, damit es mir besser geht? Neue Übungen? Länger auf dem Ergometer radeln? Mit mehr Power? Homöopathie? Chinesische Medizin? Die Schamanin aus dem Allgäu?

Das sind die Gesundheitsfragen. Dazu kommen diverse andere. Was wird aus dem Schreiben? Soll ich es nicht lieber sein lassen? Und was ist mit einer Arbeit, die ich als sinnvoll empfinde? Wo finde ich die? Ist es eine kluge Idee, mich als Coach ausbilden zu lassen? Oder sollte ich nicht lieber die Drehbuchschule besuchen? Oder beides?

Eckart fragt mich so simple Dinge wie: Bist du in der Gegenwart, wenn du auf diese Weise denkst? Nein, bin ich nicht. Meine Gedanken sind wie diese kleinen Hamster auf dem Laufrad. Immer in Aktion. Mal bin ich in der Vergangenheit, oft in der Zukunft, und selten in diesem Moment. Und wenn ich doch mal im Jetzt bin, wenn ich mir erlaube wahrzunehmen was ist, dann fühle ich Schmerz. Ist ja schließlich kein nettes Gefühl. Und deswegen fällt es mir so schwer, ihn zu akzeptieren, lieber denke ich darüber nach, wie ich ihn weg bekomme. Aber das soll ich ja nicht, stimmt´s?

Deswegen ist es bestimmt gut, ein paar Tage zu fasten. Da kann sich nicht nur der Körper sortieren, meine Gedanken können es auch. Morgen ist es so weit. 8.35 Uhr ab Hauptbahnhof. Um 15.30 Uhr Ankunft auf Sylt. Bei dem Gedanken ans Fasten werde ich sofort hungrig, obwohl ich erst vor einer halben Stunde etwas gegessen habe. Reis mit gedünsteter Tomate. Zum Frühstück hatte ich Reis mit gedünstetem Apfel. Ich entlaste. Beim Entlasten denke ich darüber nach, ob ich durch Nahrungsentzug eventuell sterben könnte. Und wenn nicht sterben, dann vor Hunger in Ohnmacht fallen?

Vielleicht war es doch nicht so klug, mich für eine Fastenkur zu entscheiden. Vielleicht würde eine moderate Nahrungsumstellung ja auch Wunder wirken. Hirsebrei am Morgen. Reis zu Mittag und zu Abend. Nichts essen, also gar nichts, das kann doch gar nicht gut sein. Gibt es nicht Ärzte, die sogar behaupten, davon könnte man krank werden? Ist ja gut Eckhart, ich hör schon auf.

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