Ins Kino mit B. „Mammuht“ in der Kulturbrauerei. Wir werden nicht so richtig gepackt, nicht von der enormen körperlichen Präsenz des Hauptdarstellers, nicht von der Melancholie, nicht von der Poesie, dafür sorgt eine Frau im Publikum mit ihrer absurden Lache für immer neue Heiterkeitsausbrüche bei den Zuschauern. Am Ende wischen wir uns die Tränen aus den Augen, der Bauch tut weh, dagegen ist B. völlig harmlos, wie ich jetzt weiß.

Ein später Imbiss, Neuigkeiten austauschen. Wie es mit ihrem Job klappt, meine Versuche, ein paar Texte loszuwerden, wie wir im nächsten Jahr die Brötchen verdienen werden, das ist die spannende Frage, die uns beide beschäftigt. Was? Du wolltest immer mal ein Antiquariat haben? Davon weiß ich ja gar nichts. Das ist mal wieder typisch. Es hört einem keiner zu.

Über einen Buchladen haben wir allerdings schon häufiger geredet. Träumen eigentlich alle begeisterten Leser von einem eigenen Laden? Am besten einen, in dem es zusätzlich zu den Büchern, egal, ob sie nun neu oder gebraucht sind, noch Kaffee oder Wein gibt? Denn wahrscheinlich wollen wir die Bücher gar nicht so unbedingt verkaufen, wir wollen sie ungestört lesen. Da sollten wir mal schön zu Hause auf dem Sofa bleiben, würde W. jetzt vermutlich sagen, der in seinem Geschäft selten zum Lesen kommt.

Und am Sonntag kommt er nicht dazu, weil er da aufs Schiff verschleppt wird, damit er sich in Ruhe die sieben Seen neben dem Wannsee anschauen kann, wo wir doch eigentlich in Kladow einen Spaziergang machen wollten. Jute Idee, sagt er später, als wir in der Sonne sitzen und leckere Pelmeni und Wareniki essen. Klingt ein wenig eigenartig, wenn ein Nordlicht das Berlinern probiert. Eigenartig im Sinne von merkwürdig ist auch die ältere Frau am Nachbartisch, die ihre Plastikbabypuppe mit echter Milch aus dem Fläschchen füttert.
Irgendwann auf der Heimfahrt sinniert W. dann noch darüber, was es für ein Glücksfall ist, wenn man einen Menschen einen ganzen Sonntag lang ertragen kann. Komischer Einsiedler, dieser Mann, aber sympathisch, kann man nicht meckern.

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