Die Tage fließen in vorhersehbarer Beschaulichkeit dahin. Das Wetter könnte für Überraschungen sorgen, wenn es nicht seit Tagen gleich bleibend angenehm wäre. Sonne den ganzen Tag. Heute zog es mich gleich in der Früh hinaus ans Meer. Dehnübungen an frischer Luft, die blaue See direkt vor der Nase, der Strand menschenleer, auf einem Bein stand ich wie ein Baum, den Blick auf ein vorüberziehendes weißes Motorboot gerichtet. Kein Schwanken, nur eine große Ruhe in mir. Baum eben. 

Ein paar Stunden später ist es vorbei mit der Gelassenheit. Am Nachbartisch auf der Terrasse vom Wieseneck verdirbt uns ein Mann die Freude an dem weiten Blick bis zum Bodden. Er telefoniert laut mit seinem Handy, wozu hat man denn sonst so ein Ding, die Kollegen in der Stadt sollen mal ruhig etwas neidisch werden. Also, die Insel ist wunderbar. So ruhig. Leider nicht da, wo er ist, denn da wird ja gequatscht, was das Zeug hält. Ist ja auch unheimlich wichtig, bestimmte Fragen muss man stellen, da kann man nicht warten, bis man zu Hause ist. Wie ist das also mit der Sperrfrist, wenn man selber kündigt? Muss man die Versicherung selber bezahlen?

Für eine kurze Schrecksekunde habe ich die Vision, dass er seinen Job kündigen wird, um für immer auf die Insel zu ziehen. Dieser Kelch geht an den Insulanern vorüber, es geht um eine Haftpflichtversicherung.

Die Freundin entscheidet, dass ihre Mittagsruhe heute ausfällt, gestern ist sie auch schon ausgefallen, wenn das so weitergeht, Sodom und Gomorrha gibt das, auch weiter geschrieben wird später, jetzt gehen wir ans Meer. Eine kleine Wanderung bis nach Vitte, wo es den nächsten Geldautomaten gibt. Frisches Geld tanken, damit auch morgen noch der Cappuccino bezahlt werden kann. So ein Inselleben erfordert halt auch eine gewisse Logistik.

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