Die Freundin liebt es, das Treiben auf der Dorfstraße zu beobachten. Deswegen braucht sie morgens so lange im Bad. Es gibt Neuigkeiten. Bei der dunkelhaarigen Frau handelt es sich nicht um Meret Becker, und der Bäcker gegenüber, der sich seit unserer Ankunft nicht hat blicken lassen, der hat vorhin vier Tische raus gestellt. Und von einem Einhorn mit Donnerkeil als Horn war auch die Rede, aber das wird die Freundin erfunden haben, da geht dann wieder das Lyrische mit ihr durch. 

Kaum kommen ein paar Wochenendtouristen, schon legt man sich hier ins Zeug. Und in unseren Kneipen wird es plötzlich voll. Kein freier Tisch im Wieseneck, keiner im Hitthim, überall saßen gestern Abend die Neuen. Während wir Zähne klappernd auf die Ankunft der Fähre warteten, die uns Besuch aus Berlin bringen sollte.

Die Einheimischen haben offensichtlich besondere Kontakte, vielleicht verfügen sie auch über den 7. Sinn, denn als die Fähre ankommen sollte, war keiner von denen da. Wir waren die beiden einzigen, die herum hopsten und so versuchten, sich warm zu halten. Alle anderen kamen wie die Fähre 20 Minuten später.

Und da war sie dann endlich, die Dritte in unserem Bunde, mit Taschen schwer von Dinkelbrot und Biokäse, Tofu und Wein, die wir ihr gern nach Hause getragen haben. Schön ist es, wenn man einen Besuch von der Fähre abholt, wenn man im Dunkeln über die holprige Dorfstraße stolpert, den üppigen Sternenhimmel preist, da vorne ist auch gleich das Meer, da gehen wir morgen früh als erstes hin, in solchen Momenten kann man sich schon wie ein richtiger Insulaner fühlen.

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