Nachdem Zimmer und Bad geputzt sind, nehme ich mir noch Flur und Küche vor. Wozu hat man schließlich einen freien Tag. Während der Redner mit sich selbst redet, wenn er im Haus unterwegs ist und behauptet, das hätte nichts mit dem Alter zu tun, jeder würde mit sich selbst quatschen, unhörbar im Kopf zwar, aber auch das sei Gequatsche, stelle ich mit zunehmenden Alter fest, dass ich bei Tageslicht Dinge bemerke, die mir bei künstlichem Licht entgehen. Schmutz. Spinnweben. Ich möchte da gar nicht weiter ins Detail gehen.


Später weiß ich weder wie ich stehen noch wie ich sitzen soll. Der untere Rücken mal wieder. Mir fällt ein, dass ich lange keinen Spaziergang gemacht habe, und dass Laufen manchmal hilft. Nach kurzer Zeit sind Hände und Füße eisig, die Nase dunkel violett. Den Schal ein wenig höher ziehen, nun ist ständig die Brille beschlagen. Aber wie schön es hier draußen ist, das kann ich auch ohne Brille erkennen.

Eine Winterlandschaft, die nicht vermuten lässt, dass wir noch in Berlin sind. Dörfliche Idylle eben. Kinder rodeln, Mütter stehen daneben und schlottern unauffällig, in den Gärten dezent ein paar Lichterketten, aus den Fenstern dringt ein warmer Schein nach draußen, und nirgendwo ein Weihnachtsmann an der Fassade. Nach einer halben Stunde fühle ich mich getröstet und auch ein wenig heilig.

Zu Hause bleibt gerade noch Zeit für ein paar Übungen, also bitte, ich gehe auch wieder auf die Knie, wenn nichts anderes hilft, und dann sitze ich schon mit dem Redner am Mexikoplatz und genieße die Trüffel-Pasta, zu der er mich eingeladen hat. Wir trinken auf unser erneutes Zusammenleben in der WG, auf die Liebe, die kommt und geht und manchmal weh tut, er erzählt mir noch einmal die Geschichte, wie er seine Liebste kennen gelernt hat und schwärmt in den höchsten Tönen von ihr, und dann noch einen Schluck darauf, dass sich demnächst ein kleiner Geldsegen einstellen möge, und am Ende ist der Redner froh, dass ich ihn in gewisser Weise zu den Trüffeln verführt habe, denn die haben ihm doch sehr gefallen.

Um Mitternacht dringen Mozarts Klaviersonaten in mein Zimmer, kurz danach das Geräusch des Staubsaugers. Und immer wenn ich in der Nacht aufwache, dann höre ich über mir etwas trappeln, schlurfen, ziehen. Es war ihm also ernst, als er behauptete, er würde bis Weihnachten mal so richtig bei sich aufräumen. Zu welchen Höchstleistungen der Mensch von einer guten Mahlzeit doch inspiriert werden kann.

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