Kaum öffne ich die Augen, der Spalt kann winzig sein, sitzt Hund mit gespitztem Ohr, das andere lässt er wie üblich hängen, vor meinem Bett. Bist du endlich wach? Können wir jetzt raus gehen? Normalerweise erledigt er das mit dem Chef, aber warum sich schon morgens um sechs aufs Fell regnen lassen, wenn man das zwei Stunden später auch noch haben kann? Als ich gestern aus der Stadt kam – ich habe mir mit K. im Cinema Paris Habemus Papam angesehen – wurde ich ungewöhnlich leise begrüßt. Kein Gebell, nicht die üblichen Huhhhs und Hiiiiiis, nur der schwarze Körper, der sich vor mir auf den Rücken wirft, los, kraul mich, und lass dir bloß Zeit. Habe ich schon erwähnt, dass man sich auch in ein Tier verlieben kann?

Der Film also. Ich würde ihn Politikern und Bankern empfehlen. Jungs, meinetwegen auch Mädels, wenn Ihr nicht genau wisst, ob Ihr einem Job gewachsen seid (was ja häufiger der Fall ist), wenn Ihr nicht absehen könnt, ob der Rettungsschirm tatsächlich Sinn macht, wenn Ihr schon wieder auf Staatsbankrotte wetten wollt, wenn Ihr nicht ganz sicher seid, ob Ihr Eure Doktorarbeit wirklich selber geschrieben habt, dann zieht Euch eine Weile zurück und geht in Euch. Danach könnt Ihr vor die Vasallen treten, auch vor das Volk, wenn es sein muss, und dann sagt Ihr zur Abwechslung die Wahrheit. Dass Ihr nicht kompetent, nicht erfahren genug seid, dass Ihr vielleicht ein wenig gemogelt habt. Ihr werdet wissen, was angebracht ist. Und ich prophezeie Euch: Die Menschen werden Euch lieben.

Ansonsten hat Nanni Moretti, den ich seit „Das Zimmer meines Sohnes“ liebe, all meine Vorurteile bestätigt. Der Vatikan ist ein Ponyhof, die Kardinäle sind irgendwo in der Pubertät stecken geblieben, aber alle tun so, als wüssten sie, was. Ich habe trotzdem oft herzhaft gelacht und mich gut unterhalten gefühlt.

Zur Abrundung des Abends ein Abstecher ins Café vom Literaturhaus, das ja ein wenig auch „unser“ Café ist. Gestern haben wir sogar im Wintergarten sitzen dürfen. Weil wir uns kurzentschlossen für ein kleines Abendmahl entschieden haben. Natürlich darf man da nicht nur sitzen und Wein trinken. Da könnte ja jeder.
Beim Wein haben wir uns gegenseitig versprochen, dass wir im Neuen Jahr nicht nur unsere Freundschaft weiter pflegen, sondern dass wir auch damit aufhören, dem Leben unsere Vorstellungen aufzwingen zu wollen. Tu, was dir Spaß macht, hänge nicht am Ergebnis, entspanne dich. Oder so ähnlich.

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