Gerade habe ich mich im Bad im Spiegel betrachtet, das hätte ich sein lassen sollen. Zwei Nachtschichten hintereinander, jeweils neun Stunden ohne Pause, heute um 2.30, gestern 3.30 Uhr zu Hause, haben mich weder schöner noch jünger gemacht. Im Gegenteil. Dafür gibt es jetzt einen Euro mehr pro Stunde. Und damit sind wir doch tatsächlich bei dem Mindestlohn gelandet, den einige Politiker gesetzlich verankern lasssen wollten, der aber Arbeitsplätze vernichten würde, wie ihnen ein paar wirklich kluge Leute am Ende weismachen konnten, und der deswegen nicht eingeführt wurde.
Aber ich will auf keinen Fall meckern, denn immerhin gibt es Branchen, in denen für fünf Euro und weniger die Stunde gearbeitet wird. Gepriesen sei die schöne kapitalistische Welt.
Ich habe jetzt bis Ende August im Kino frei, dafür betreue ich den autistischen Jungen. Wir fahren Bus, S-Bahn oder Schiff, alles Dinge, die er liebt. Manchmal machen wir auch bei uns in der WG im Mediraum Musik. Wir benutzen Trommeln, Rasseln, Zimbeln und Klangschalen, und manchmal entwickelt sich daraus so etwas wie ein gemeinsamer Rhythmus. Wenn man sehr wohlwollend ist. Aber das bin ich ja. Und oft sogar glücklich, wenn ich von dem kleinen Kerl gedrückt werde zum Beispiel. Dann ist auch meine kleine Welt für einen Moment in Ordnung.

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