Seit zwei Tagen bin ich mit den Schwestern im Havelland. In Prietzen. Wir haben ein schönes Haus und einen großen Garten für uns allein. Dumm nur, dass es das heißeste Wochenende das Jahres werden soll. Und auch dumm, dass die Fahrräder in weniger gutem Zustand sind und die Schwestern natürlich nur mit diesem bzw. jenem fahren können. Nein, das ist  zu hoch, das da hat keinen Rücktritt, von dem da kann ich nicht abspringen (???). Also bleibt eine alte Rostlaube übrig, auf der nur ich fahren kann, auf der ich mir aber den Hintern aufscheuern werde, wenn ich noch einmal für ein wenig Abkühlung die 3 Kilometer bis zur Gülpe fahren muss. Muss ich aber nicht.

Man kann hier auch am Teich sitzen. Und gar nichts tun. Neben mir rauscht eine Pappel. Die Birke macht kaum Geräusche. Überall summt und brummt es. Die Wiese ist voller kleiner und großer Insekten. An der Wand der Scheune ranken Tomaten in Töpfen. Wir dürfen alles ernten, was wir gleich verzehren. Es gibt nicht nur Tomaten, sondern auch Äpfel, köstliche kleine Birnen, Kartoffeln, verschiedene Kräuter, Salat, Aprikosen, Pflaumen. Leider sind die Pflaumen voller Maden, aber manchmal finden wir auch eine ohne, und das ist ein Genuss und erinnert uns daran, wie eine ordentliche Pflaume zu schmecken hat.

Gestern Morgen haben mir die Schwestern ein Lied gesungen und stolz die Torte präsentiert, von der ich geträumt hatte. Der Bäcker in Rhinow macht sie immer noch genauso gut wie vor zwei Jahren, sie ist nicht einmal teurer geworden, wie mir auf mein Nachfragen berichtet wurde. Es gab viele Anrufe, Nachrichten per SMS. Nur meine Mutter schien mich vergessen zu haben. Als ich sie abends empört anrufen wollte, nicht nur empört, auch ein wenig besorgt, erinnerte K. sich daran, wie sie mittags ein Telefonat gehört hat, das ich ganz offensichtlich mit meiner Mutter geführt habe. Ist das jetzt Demenz?

Abends sind wir mit dem Bus nach Hohennauen gefahren. The same procedure as every year. In Prietzen muss man nicht unbedingt ein Auto haben, man kann mit Bus und Bahn anreisen, und sogar in unser Stammlokal kommt man mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Der Tisch war reserviert, der Ausblick auf den See wie immer beeindruckend. Nur die Frau vom Service trampelte auf meinen Nerven herum. Warum bringt sie nicht die Karten? Warum ist das Mineralwasser warm? Und sollte die Weinkarte nicht zusammen mit der anderen?

Doch dann habe ich mich wieder beruhigt. Das Essen war so gut, wie wir es in Erinnerung hatten, unsere kleine Runde sowieso, keine offenen Wünsche. Zurück ging es in einem Minibus, Platz für max. 9 Leute, der Busfahrer hörte die ganze Zeit Radio, Beatles nonstop. Natürlich mussten wir mitsingen. Speaking words of wisdom. Let it be. Dann saßen wir noch eine Weile vor dem Haus bzw. machten es uns auf den Liegen gemütlich, denn einen derartig überwältigenden Sternenhimmel kann man nur in der Waagerechten aushalten. Sogar die Milchstraße kann man hier sehen. Und mehr wollten wir dann auch gar nicht.

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