Immer wieder habe ich Phasen, in denen ich keine Fiktion mag. Deswegen kommt J. M. Coetzee gerade recht. In drei Büchern hat er teilweise autobiografisch geschrieben, ich lese das letzte. Sommer des Lebens. Da tut er so, als wäre er tot. Nun gibt es einen Journalisten, der ein Buch über ihn schreiben will. Über die frühen 70er Jahre. Dafür nimmt der fiktive Journalist als Grundlage ein paar Tagebuchnotizen und macht dann Interviews mit Menschen, die Coetzee gekannt haben. Er lässt also unterschiedliche Menschen erzählen. Der Autor kommt nicht immer gut weg dabei.

Ein interressanter Schachzug rein theoretisch, allerdings wäre es mir lieber gewesen, Coetzee hätte ohne diesen Kniff über sich geschrieben. Aber das Buch wird hoch gelobt, nur mir ist es ein wenig zu – ich weiß gar nicht genau – intellektuell? Akademisch? Es gibt allerdings eine Passage, die mir sehr gefallen hat. Da erzählt eine Frau, die mit Coetzee ihren Mann betrogen hat. Mich beeindruckt vor allem ihre Analyse. Sie zeigt mir einen Mann, der eigentlich nicht anziehend auf Frauen wirkt, der auch nicht richtig rüber kommt mit seinen Gefühlen, unbeholfen, nicht attrakktiv, verkopft, ein typischer Intellektueller, einer, den man eigentlich nicht ergründen, nicht verstehen kann. Das finde ich interessant. Ob Coetzee sich selbst so sieht? Oder glaubt er, dass er von Frauen so wahrgenommen wurde? Das sind so Fragen. Weiter lesen.

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