Vor zwei Tagen habe ich mich auf einem Bio-Bauernhof in Gatow beworben. Sie suchen jemanden für den Hofladen. Jemanden, der organisiert, selber verkauft, mit zupackt eben. Eine volle Stelle. Was ich mir gut vorstellen könnte nach dem Kuddelmuddel der letzten Monate, des letzten Jahres, und überhaupt. Außerdem liebe ich Hofläden. Ich bin geradezu begeistert von ihnen. Auch in Falkensee kaufe ich Obst und Gemüse am liebsten in einem solchen Laden.

Gestern nun rief mich die Leiterin des Hofes an. So ist es immer. Entweder gibt es gar keine Reaktion auf eine Bewerbung, oder ich werde fast vom Fleck weg engagiert. Die Chefin also glaubt, ich wäre zwar nicht die Richtige für den Laden, dafür aber genau die Richtige für das Hof-Café. Ihnen ist nämlich gerade der Koch weggelaufen.

Aber ich bin keine Köchin, sagte ich bereits am Telefon, ein wenig entsetzt. Das spielt keine Rolle. Was Sie schon alles gemacht haben! Ich hatte geschrieben, dass ich in dem kleinen Feinkostladen nicht nur Giabattas belegt, sondern auch Pizzen gebacken habe. Die junge Frau wirkte ehrlich begeistert. Was wiederum mein Ego streichelte. Wir vereinbarten ein Treffen.

Mit der Fähre nach Kladow, von dort weiter mit dem Bus, dann läuft man noch 15 Minuten. Ein schöner Hof, groß und doch übersichtlich, Tiere zum Anfassen, alles Öko natürlich. Das Café schon am frühen Nachmittag gut besucht, der Laden noch in der Entstehungsphase. Und was – zumindest mir – sofort klar war: Mit ein bisschen Kuchenbacken würde es nicht getan sein. Der neue Koch sollte innovativ sein. Vegetarische Gerichte anbieten. Am Wochenende mindestens zwei verschiedene Frühstücke. Nebenbei Marmeladen kochen, Chutneys, die im Laden verkauft werden.

Immer, wenn ich sagte, aber ich bin keine Köchin, ich kann das nicht in dieser Größe, nicht mit diesen Mengen, dann sagte die Chefin, doch, das können Sie. So etwas habe ich auch noch nicht erlebt. Ich gestehe, das macht mich alles ein wenig misstrauisch. Aber das ist es nicht allein. Mir ist ebenfalls klar, dass es mit 40 Stunden in der Woche nicht getan ist. Ich halte 50 für realistisch. Und natürlich gibt es keine Überstunden-Vergütung. Trotzdem habe ich versprochen, noch einmal darüber nachzudenken. Vielleicht am Wochenende einen Tag mit zu arbeiten. Ist doch schön, wenn man so begehrt wird.

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