Das Büro im Garten eröffnen. Da ist es nicht nur verdammt grün, nein, über diesem ganzen grün schwebt auch noch der Duft von Holunder. In den letzten acht Tagen immer gearbeitet. Und ich rede hier nicht von Heimarbeit. Anstrengende Kinoschichten, und dann – weniger anstrengend, aber auch außer Haus – noch ein paar Stunden vorbereitende Buchhaltung in einer Einrichtung, in der Menschen mit Handicap betreut werden. Manchmal wird man ja auch von Jobs gefunden.

Apropos finden. Anscheinend stellt sich mit  fortschreitendem Alter eine Sehnsucht ein, die sich auf Menschen aus früheren Leben richtet. Auf Leute also, die man lange nicht gesehen, eigentlich auch nicht vermisst hatte. Nun vermisst man sie plötzlich. Freundinnen berichten von Schulfreundinnen, mit denen sie vor 40 Jahren die Schulbank teilten. Von Cousinen, die das letzte Mal bei der Konfirmation gesichtet wurden. All diese Menschen werden nun aufgespürt, man trifft sich,  und zack, die alte Vertrautheit ist sofort wieder da.

Mir fehlt wohl das entsprechende Gen. Weder teile ich diese Sehnsucht, noch bin ich ein Mensch, auf den eine solche Sehnsucht gerichtet ist. Dachte ich. Bis ich vor ein paar Tagen auf unserem Esstisch einen kleinen Zettel fand. Ein alter Freund, also eigentlich etwas mehr als Freund, egal, er würde sich auf alle Fälle sehr freuen, wenn ich ihn anrufe. In den letzten Jahren hat er immer mal wieder versucht, mich aufzuspüren. Nun endlich hat er mich gefunden. Und natürlich habe ich ihn angerufen. Wer weiß, ob mich noch einmal jemand sucht.

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