Seit einer Woche ist der Junge in Berlin, den ich immer in den Ferien betreue. Ich versuche, mit ihm all die Orte aufzusuchen, die ihm im Frühling gefallen haben. Orte, zu denen man mit der S-Bahn, dem Bus, der Regionalbahn oder der Tram fahren muss. Am besten ist eine Kombination von allem. Denn das ist wichtig. Er liebt es, unterwegs zu sein. Und Wasser muss es geben. Das Freibad in Caputh also. Der Britzer Garten. Der Wasserspielplatz im Potsdamer Volkspark. Und nur bei schlechtem Wetter gibt es einen Ausflug in die Biosphäre. Da werden wir im Herbst noch genug Zeit verbringen.

Im Frühling hatte ich ihm versprochen, dass er im Sommer endlich auch in das Wasser hinein darf. Nicht immer nur anschauen. Ich weiß nicht, ob er sich daran erinnert, wohl eher nicht, aber wer weiß schon wirklich, was in einem solchen Kind, einem solchen Menschen vor sich geht. Der nicht spricht, dessen Kommunikation überhaupt eingeschränkt ist. Gefällt mir. Gefällt mir nicht. Zumindest das ist immer klar.
Obwohl diese Arbeit auch anstrengend ist, fühle ich mich gleichzeitig beschenkt. Ich muss nichts beweisen, nichts darstellen, nichts von all dem, was in der sogenannten „normalen“ Welt wichtig ist, ist im Zusammensein mit diesem Kind wichtig. Das ist enorm entspannend. Wenn ich mich dann noch auf sein Schauen, auf seine manchmal sehr langsame Art der Fortbewegung einlassen kann, ist das für uns beide ein Gewinn. Dann sehe ich plötzlich Dinge, die ich sonst nicht beachten würde. Und wenn er mir dann vor Begeisterung den Oberarm quetscht, dann ist das schmerzhaft und wunderbar zugleich.

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