Körper und Seele sind mal wieder nicht im Einklang. Falls es diesen Einklang je gegeben hat. Nachts liege ich zur Abwechslung nicht wach, weil ich über die Endlichkeit (oder Sinnlosigkeit) meines Lebens grüble, jetzt sind es die Schmerzen, die mich erst nicht ein- und dann nicht durchschlafen lassen. Auch am Tage liege ich immer mal wieder im Mediraum auf dem Rücken, die Beine im 90-Grad-Winkel und erinnere mich an Frau Lisa, die mir schon vor Jahren aufgetragen hatte: Und dann machen sie mal nüscht!

Wirklich nichts? Damals gab es noch kein Smartphone, mit dem man mal so eben nebenbei eingegangene Mails checken konnte. Soll ich auch nicht?  Nur da liegen und entspannen also. Den Körper scannen. Die schmerzenden Stellen aufsuchen. Da wäre es einfacher, bei den nicht schmerzenden anzufangen. Auch darüber schrieb ich schon.

Mein Körper scheint aus vielen kleinen schmerzenden Wunden zu bestehen, die sich zu einer schönen großen Gesamtwunde hin entwickelt haben. Als wäre alles wund eben. Natürlich kann man mit einem derartigen Zustand leben. Man kann sogar ins Kino gehen, ins Museum, Freunde treffen, nur so richtig gut ist das Gefühl dabei nicht.

Und das wundert Sie? Die elegante kleine Dame mit dem grauen Bob, die mir als exzellente Trauma-Therapeutin empfohlen wurde, schaut mich interessiert an. Nein, wenn Sie mich so direkt fragen, dann wundert mich das natürlich nicht. Ich habe 20 Jahre lang so getan, als hätte ich vergessen. Mein Körper konnte das offensichtlich nicht. Also, nein, ich wundere mich wirklich nicht. Aber kann es nicht doch sein, dass ich eine geheimnisvolle Krankheit habe? Vielleicht noch einen anderen Bluttest? Wäre Ihnen das lieber? Manchmal kann Frau B. schon fiese Fragen stellen. Ja. Es wäre mir lieber.

Aber vielleicht muss ich mich dazu in ein Paralleluniversum begeben. Ich hatte schon länger den Verdacht, dass es diese Universen gibt, und jetzt, wo man mit Bicep2 (schöner Name Jungs) die Hintergrundstrahlung untersucht hat und die urzeitlichen Gravitationswellen – so genannte Schwerewellen – aus den ersten Sekunden des Urknalls (wer hat den eigentlich knallen lassen?) gefunden hat, da denken auch ein paar Wissenschaftler noch mal über die Möglichkeit der (10 hoch 57?) Paralleluniversen nach. Und über die Parallelerden, die es da dann ebenfalls geben muss.

Meine Theorie zum Thema: In unseren Träumen besuchen wir manchmal diese Parallelerden. Ich war erst letztens da. Und hatte dort nicht nur keine Schmerzen, ich hatte auch eine Mutter und einen Vater, die mich sehr geliebt haben. Am nächsten Morgen war ich immer noch gerührt von der ganzen Zuwendung. Leider bin ich sonst eher auf den anderen Parallelerden unterwegs, dort, wo Frauen sexuell gefoltert und am Ende getötet werden. Dann ist das Aufwachen einerseits eine Erlösung, andererseits mit heftigen Zittern verbunden. Zittern ist gut, sagt Frau B. Da arbeitet was in Ihnen. Das ist schön. Aber kann es das nicht in einem Paralleluniversum?

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