Vor drei Wochen war ich das erste Mal im Hubertus Krankenhaus, um meine Krampfadern besichtigen zu lassen. Natürlich ging es nicht in erster Linie um die Besichtigung, sondern um Beseitigung. Ein lange aufgeschobenes Projekt, das nun zur Ausführung kommt. Heute der Termin zur Vorbesprechung, am Montag wird die OP stattfinden. Ich bekomme Formulare und Informationsblätter, was wäre der Mensch nur ohne Papiere, unterschreibe in der Anmeldung, später beim Anästhesisten, und ich verspreche großzügig, das Info-Material auch zu lesen.

Zeit habe ich sogar, denn ich muss noch auf einen zweiten Arzt warten, der mir ebenfalls etwas erklären möchte. Warum kann das nicht ?

Wie bitte? Verhärtete Wunden? Eventuelle Taubheitsgefühle später? Blaue Zehen und dann sofort das Krankenhaus benachrichtigen? Wissen die nicht, dass es Hypochonder gibt, die allein bei dem Gedanken an blaue Zehen …..?
So harmlos ist das Ganze also doch nicht. Und eine richtige Narkose gibt es auch. Aus der manche nicht wieder erwachen. Dann sind die blauen Zehen allerdings kein Thema mehr.
Das Infomaterial ist ausgelesen, mein Nervensystem beeindruckt, warum lese ich das auch, ich lese doch auch keine Beipackzettel, und dran bin ich auch noch lange nicht. Zwei Menschen noch vor mir, oder eine geschätzte halbe Stunde. So viel Zeit habe ich aber nicht.

Unter der Vorspiegelung nicht völlig falscher Tatsachen gelingt es mir, mich vorzudrängeln. Es ist wahr, ich habe einen Termin. Allerdings handelt es sich nicht um einen Einsatz als Baby-, sondern als Hunde-Sitter. Und der Hund wird auch nicht gesittet, der soll mit mir spazieren, oder ich mit ihm, wer weiß das schon so genau.

Dem jungen Arzt ist alles egal, so lange im Wartezimmer kein Tumult entsteht. Entsteht nicht. Dort sitzen zivilisierte Menschen. Großzügige. Und ich brauche tatsächlich nur fünf Minuten, wie ich den beiden versprochen habe. Zuletzt möchte ich noch wissen, ob er, der junge Arzt, auch der sein wird, der mich am Montag operieren wird. „Warum interessiert sie das?“ „Weil ich noch eine Drohung aussprechen möchte.“ „Was für eine Drohung?“ „Ich werde darüber schreiben!“ Er lacht. „Sie schreiben einen Blog?“ Ich nicke. „Das ist ja schön.“
Wenn er das schön findet, dann wird er sich hoffentlich Mühe geben. Ich will nichts, überhaupt nichts, über blaue Zehen schreiben müssen.

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