„Die Essenz liegt in der Evidenz“  sagt Herr W., der noch nicht eimal die Hälfte seines Tellers leer gegessen hat. Kein Wunder. Der redet. Nicht ständig, das ließe ich ihm nicht durchgehen. Aber bei mir ist es eher so, dass ich mich meiner Speise widme, sie zügig vertilge, und Worte müssen warten. Er dagegen erledigt beides gleichzeitig, und das dauert dann eben. Aber der Satz ist ihm gelungen. Man kann ihn nicht nur auf Gedichte anwenden.

Jetzt in diesem Moment scheint eine wunderbare Sonne, neben einem angenehmen Sättigungsgefühl kann ich eine ebenfalls sehr angenehme Leichtigkeit beobachten, die sich möglicherweise nicht nur mit dem sommerhaften Wetter, sondern auch mit dem gut gekühlten Pinot Grigio in Zusammenhang bringen ließe.

Es gibt diese Augenblicke, in denen nicht nur alles perfekt ist, nein, alles, was mich umgibt, scheint auch aus sich heraus zu leuchten. Vollkommene Momente. Wie dieser. Sonntag. Ca. 14 Uhr. Caputh. In der Kneipe neben dem Fährhaus mit jeder Menge Blick. Fähre. Promenade. Gegenüber liegendes Ufer. Ausflügler. Fuck the pain. Das könnt ihr mir nicht kleinschmerzen.

Später mit dem Schiff zurück nach Potsdam. Der Wind streichelt mein Gesicht, die Sonne wärmt, Herr W. ist ein wenig stiller und andächtigier geworden. Gemeinsam überlegen wir, wie es kommt, dass es in Caputh nur so wimmelt von Menschen, während es hier an Deck sehr übersichtlich ist. Ein Geschenk? Extra für uns? Wer schenkt?

Den Sonnenuntergang genießen wir im Holländischen Viertel, die Jacken können wieder angezogen werden, und dann ist dieser wunderbare Tag schon fast vorbei. Und nüscht hängt am seidenen Faden. Om.

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