Essen bei den Schwestern. Sie sind für den Spargel und die Beilagen zuständig, ich für den Salat, und einen veganen Crumble habe ich auch gemacht. Es gibt Lachs. Schinken. Eine immer wieder köstliche Kräuter-Ei-Mischung, eigentlich für die Vegetarierin gedacht, aber wir anderen dürfen natürlich auch. Und ebenso natürlich bin ich heute mal wieder nur in Teilzeit vegan.
„Wie viele Ausnahmen im Monat gönnst du dir denn so?“ Eine typische Sohn-Frage. Provozierend. Aber ich will mich nicht beschweren. Immerhin hat er mich heute angerufen.
„Du hast vor Jahren einmal durchblicken lassen, dass du gern am Muttertag angerufen werden würdest und dass du es auch gerne hörst, wenn man dir sagt, dass man dich lieb hat. Also. Hiermit.“
Ich habe das durchblicken lassen? Natürlich kann ich mich nicht erinnern. Muttertag finde ich überflüssig. Und dann muss ich gleich an diesen Film mit Inge Meysel denken, die an einem Muttertag vor Jahrzehnten in den Streik getreten ist. Inge Meysel. Wer kennt die heute noch?
Mein Gott, sind wir alt geworden. Sagen wir manchmal. Aber wenigstens noch nicht dement, ergänze ich dann gern. Was bei meinem Gegenüber eine gerunzelte Stirn auslöst. Und dieses Zeichen, das Unheil abwenden soll. Ich hoffe doch sehr, dass meine, dass unsere Wortfindungsschwierigkeiten andere Ursachen haben. Eine Art Überlastung der Festplatte vielleicht? Habe ich diese Frage schon einmal in die Runde?
Bei mir ist es besonders schlimm, wenn ich Briefe auf englisch schreibe. Die müssen unbedingt noch einmal Korrektur gelesen werden. Heute schrieb ich meiner chinesischen Brieffreundin, dass wir vielleicht manchmal übereinander lachen. Sie über mich, ich über sie, und am Ende können wir gemeinsam lachen. Zumindest wollte ich das schreiben. Tatsächlich stand dann anstelle von laugh immer love. Und warum? Weil ich mir meine Texte während des Schreibens selber diktiere. Und weil ich schreibe, was ich höre. Gott sei Dank ist es mir noch rechtzeitig aufgefallen. Wer weiß, was das sonst für Verwicklungen gegeben hätte.