Ein Wochenende bei der Freundin und ihren Töchtern in Celle. Die mittlere ist mit der Oma verreist, wir sind also nur zu viert. Mein erster Ausflug seit  Monaten. Wenn wir nicht einkaufen, kochen, essen, durch die Stadt laufen, Kaffee trinken, das Baby füttern, trösten, beschäftigen, durch die Gegend tragen – in diesem Punkt falle ich allerdings aus, der Rücken streikt beim ersten Versuch – wenn wir nicht durch den Klostergarten spazieren, in Wienhausen vor der Hochzeitskapelle posieren, dann – sind wir anderweitig beschäftigt.

Einmal müssen drei eigensinnige und aggressive Gänse zur Raison gebracht werden. Sie möchten nicht, dass wir auf der Wiese vor dem Schloss lagern. Es gelingt ihnen, den Hund beinahe zu beißen und uns alle zusammen in die Flucht zu schlagen. Wie mich das ärgert. Wir kuschen vor dummen Gänsen. Die werden mich kennenlernen. Aber erst, nachdem uns eine junge Frau zeigt, wie es geht. Mit beiden Armen wild rudernd immer auf die Gänse los. Das kann ich auch. Und wenn ich dann noch meine Stimme. Da sind nicht nur die Gänse beeindruckt. Und wir haben noch ein wenig Ruhe zum Plaudern. Mutter und große Tochter erstaunen mich jedes Mal aufs Neue. Wie entspannt die beiden miteinander umgehen.

„Du bist eigentlich noch zu jung, um alleine zu leben.“

„Ich werde immer zu jung sein.“

Immer wieder reden wir auch darüber, wie schön es wäre, würden wir alle zusammen leben. Vielleicht noch mit  jemanden, der wirklich alt ist. Mit der Oma bzw. der Ur-Oma z. B. Ein Mehr-Generationen-Projekt eben. Das Thema ist nicht neu, es beschäftigt uns seit ein paar Jahren. Allerdings kann ich mir ein Leben auf dem Land bzw. in der Kleinstadt auch nicht vorstellen. Mir ist klar, wie sehr ich nach einer Weile meine anderen Freunde, wie sehr ich auch Kinos und Museen vermissen würde.

Die Alternative wäre natürlich Berlin. Aber eine große Wohnung oder gar ein Haus können wir uns hier schon gar nicht leisten. Und in der WG ist nicht genug Platz. Mal ein paar Tage die kleine Familie, ohne Oma natürlich, das ist okay,  jedoch nicht für einen längeren Zeitraum.

Aber wahrscheinlich sind das nur Ausreden. Weil wir Menschen eben sonderbar sind. Nicht nur in der Ukraine. Auf der einen Seite gibt es die Familien mit Kindern, die alleinerziehenden Mütter und Väter, die sich wie meine Freundin manchmal nur noch im Kreise drehen können und nicht wissen, woher sie die Kraft für den nächsten Tag nehmen sollen. Eine helfende Hand  – wenigstens ab und zu – würde da Wunder wirken. Und auf der anderen Seite wir Singles, die wir allein oder mit anderen Singles in unserer Komfortzone leben und uns um unsere kleinen Ichs kümmern. Um unsere Befindlichkeiten. Wo es den meisten Menschen doch gut tut, wenn sie sich – wenigstens ab und zu – um jemand anderen kümmern. Das kann sogar richtig glücklich machen.

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