sagt eine Frau am Nachbartisch. Und wir nicken dazu. Denn das deckt sich mit unseren eigenen Beobachtungen. Aber wir sind nicht im Barbar, um Fußball zu schauen oder über Fußball zu diskutieren, wir sind gekommen, weil wir hier immer nach dem Kino unsere Beobachtungen und Einsichten teilen. Und nicht nur diese. „Hilfst du mir bei den Nachos?“ „Vier oder fünf würde ich dir wohl abnehmen.“

Keine Frage, dass es bei vier oder fünf am Ende nicht bleibt.

„Violette“ (Leduc) – großartig gespielt von Emmanuelle Devos – hat es uns schwer gemacht. Wir mochten sie am Anfang beide nicht. Eine Frau, die ungebremst heult, jammert, die sich zum Affen macht, weil sie um Liebe und Beachtung fleht, das ist nicht unser Ding. K. wollte nach den ersten zehn Minuten sogar das Kino verlassen, wie sie mir gesteht – ihr waren die ersten Szenen, die noch zu Kriegszeiten spielen, zu düster und beklemmend – aber nun ist sie froh, geblieben zu sein.

Beklemmend fand ich es nicht. Ich war eher daran interessiert, wie der Film es schaffen würde, ob es ihm überhaupt gelingen könnte, mir seine Protagonistin näher zu bringen. Eine Frau, die erst von einem Mann zum Schreiben ermutigt wird, von Maurice Sachs, mit dem sie 1942 ein paar Monate in einem kleinen Dorf in der Normandie lebt, und die sich später in die Frau  verliebt –  unglücklich natürlich, da auch diese Liebe nicht erwidert wird – die sie durch ihr eigenes Beispiel zum Schreiben motiviert hatte,  in  Simone de Beauvoir nämlich. Erst ist sie ihr Ansporn, später wird sie von ihr immer wieder zum Schreiben ermutigt. Zwei ungleiche Frauen, die eine emotional, neurotisch, die andere – ebenfalls großartig gespielt von Sandrine Kiberlain – ganz Kopfmensch, intellektuell, fast unnahbar. Zwei große Künstlerinnen, ungewöhnlich für eine Zeit, in der Männer noch das Sagen hatten.

Von mir aus hätte der Film dann sogar noch zwei Stunden weitergehen können. So wie auch die WM immer  weitergehen könnte. Was werden wir nur tun, wenn sich Mehmet heute Nacht von uns verabschiedet hat? Wenn unsere Jungs Meister oder zweite Meister geworden sind? Das ist die große Frage, die auf Beantwortung wartet.

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