Eigentlich sollte es schlafen. Das ist der Plan. Seit anderthalb Stunden. Natürlich schläft es nur im Buggy. Am besten, wenn man es herumfährt. Aber mir tun die Füße weh. Und andere Stellen auch. Ich muss sitzen. Es ist ganz offensichtlich, das Baby ist müde, es sagt heiaheia oder auch eiaeia, manchmal auch oleoleole, nur schlafen tut es nicht. Aber es wird schon noch sehen, was es davon hat. Ich bin nämlich nicht Witwe für ein Jahr, sondern Oma für ein Jahr, vielleicht auch nur für ein paar Monate, aber ich dokumentiere alles.

Doch jetzt muss ich unbedingt aufs Klo. Nur, wie stelle ich das an? Nehme ich das Baby aus dem Wagen? Warum haben sie in diesem dämlichen Café auch so steile Stufen, wie soll man da. Und hinterher kriege ich den blöden Verschluss vom Buggy nicht mehr zu, das gab es doch schon. Also bitte ich den freundlichen Kellner, ein Auge zu werfen. Er verspricht es. Junge Männer werden lammfromm, wenn das Baby sie anflirtet.

Kein Geschrei, kein Ärger, es lacht, als ich von der Toilette komme. Und dann schläft es natürlich doch, und ich kann endlich anfangen, das Buch von Schopenhauer zu lesen, das ich in der Stadtbibliothek geliehen habe. Parerga und Paralipomena. „Die Schopenhauer-Kur“ von Irvin D. Yalom hatte mir so sehr gefallen, da dachte ich, ich sollte vielleicht.  Schon nach wenigen Minuten möchte ich das Baby wecken.

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