Dann denke ich ja gern über das Leben nach. Selten sind meine Überlegungen angenehmer Art. Manchmal lese ich aber auch. Wenn um diese Zeit  nämlich das Zeichen für Maileingang auf meinem Smartphone erscheint. Das kann eigentlich nur bedeuten, dass der Herr W. mir geschrieben hat. Nacht-Uhu an frühen Vogel.  Zwar behauptet er,  dies würde ein kurzer Brief, doch Minuten später lese ich immer noch. Nicht, weil es so viel Neues zu berichten gibt. Wir befinden uns in einem Dialog, antworten einander auf unsere Gedanken. Das kann dauern. 

Er hat sich gerade in einer Art Crash-Kurs lauter Kubrick-Filme angesehen. Und natürlich „Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach“. Ich erinnere mich, wie aufgewühlt ich mich nach diesem Film fühlte. Und wie ratlos. Was war das denn? Einen Moment lang habe ich sogar bedauert, Nichtraucherin zu sein.  Wer nach diesem Film nicht rauchen will! Der muss sich keine Sorgen machen, der hatte noch nie ein Suchtproblem.

Nicht nur Tauben denken über das Leben nach. Wir tun es ja auch. Nicht nur morgens, manchmal auch am Tage. Und wir schreiben sogar darüber. Aber warum eigentlich? Um Ordnung in das Leben zu bringen? Fragt sich und mich der Herr W. Oder geht es eher darum, im Verrinnen der Zeit so etwas wie einen Halt zu finden, indem man etwas festhält, die Erinnerung fixiert?

Das kann sein. Ich denke mir außerdem, dass es eine Art Selbstvergewisserung ist. Ich war da. Ich habe gelebt. Und vielleicht war es sogar sinnvoll. Daran zweifle gerade ich ja gern. Außerdem stellt sich manchmal innere Ruhe durch das Schreiben ein. Meine Psyche beruhigt sich, wenn ich „es“ tue. Leider hilft es nicht immer. Aber jetzt in diesem Moment könnte es klappen. Lieber W.!

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