gibt es keine bzw. nur wenig Flüchtlinge. Dabei wäre hier viel mehr Platz als in der Innenstadt. Ob sich auch hier Menschen auf Gesetze und Bebauungspläne berufen? Ich habe keine Umfrage gemacht, halte die meisten Nachbarn aber im Prinzip für tolerant. Für Menschen mit Herz. Allerdings weiß ich nicht, wie weit sich dieses „im Prinzip“ dehnen lässt. Viele engagieren sich ehrenamtlich, viele auch für Flüchtlinge, das zumindest weiß ich. Und sie lesen, interessieren sich für Kunst und Kultur. Da sollte man doch denken. Aber mein Gott, das haben die Nazis auch getan. 

Es ist noch gar nicht lange her, da fragte mich meine Hallenser Freundin, ob mir die Zustände eigentlich Angst machen würden. Ich verneinte. Obwohl ich der Kanzlerin ungern recht gebe, glaube ich tatsächlich, dass wir das schaffen. Ich würde einiges anders machen, würde u. a. Männer und Frauen in den Unterkünften separieren, Familien ausgenommen natürlich, es gibt einiges, was man anders machen könnte und sollte, aber im Prinzip sehe ich auch viel Gutes. Neben den Bildern aus Ungarn und Slowenien, was für Europäer sind das eigentlich, aber diese Frage kann man ja durchaus etlichen anderen europäischen Ländern ebenso stellen.

Und nun höre ich ständig von Pegida-Demonstrationen, von Angriffen gegen Journalisten, Künstler, gegen Menschen, die sich für Flüchtlinge stark machen. Und gleichzeitig lese ich das beeindruckende Buch „weiter leben“ von Ruth Klüger, in dem sie über ihre Kindheit und Jugend in der Nazizeit schreibt. In Wien geboren, wurde sie als 11jährige mit ihrer Mutter nach Theresienstadt deportiert, später dann nach Auschwitz-Birkenau und in andere Lager. Dass da nichts Gutes in der Luft lag, konnte man Ende der 30er Jahre in Wien schon spüren. Wenn arische Mädchen die kleine Ruth in einem Kino erspähten und ihr androhten, sollte sie es noch einmal wagen, als Jüdin in ein Kino zu gehen, also dann…

Vielleicht sehe ich weiße Mäuse, vielleicht gibt es keine Parallelen, aber dieser Hass, der ängstigt mich schon. Menschen laufen mit einem Galgen durch die Gegend? Posten Hasstiraden in den sozialen Netzwerken? Gern unter Pseudonym? Und dagegen kann man gar nichts machen? Das z. B. glaube ich nicht.

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