Da ich in den letzten Wochen wenig geschrieben habe, blieb mehr Zeit zum Lesen übrig. Manchmal kommen Bücher über Freunde, die der Meinung sind, das könnte auch etwas für mich sein, manchmal schwärmen sie auch nur, wissen aber, dass ich vermutlich weniger begeistert wäre. Bei Büchern von Hanns Josef Ortheil könnte letzteres der Fall sein. Aber nun habe ich etwas entdeckt, das auch mir gefällt. Die geheimen Stunden der Nacht. Eine Verleger-Dynastie. Der alte Vater schwächelt, vielleicht wird er sterben, der fast 50jährige Sohn, der die Geschäfte übernehmen soll, findet heraus, dass der Vater ein Doppelleben geführt hat. Die Geschwister wollen ihm evtl. die Nachfolge schwer machen, seine Ehe ist auch nicht mehr das, was sie mal war, da muss sich der Mann neu sortieren. Und das beschreibt H.-J. Ortheil so leicht, das musste so weg gelesen werden.

William Boyd habe ich bei meiner Hallenser Freundin entdeckt, die nicht nur übersetzt nachts, nein, Bücher liest sie da auch noch. Ruhelos könnte man wohl als literarischen Thriller bezeichnen. Wären da nicht die Kinder gewesen, die das verhindert haben, hätte ich das Buch in einem Rutsch ausgelesen. Der Autor schreibt aus der Sicht einer Frau, die Mitte der 70er-Jahre entdeckt, dass ihre Mutter gar keine Engländerin sondern Russin ist, und dass sie während des 2. Weltkrieges noch dazu Spionin war. Toller Aufbau, spannend von der ersten bis zur letzten Seite.

Stille von Tim Parks hat mir Freundin K. emphohlen. Sie war sich nicht ganz sicher, ob es auch mir so gefällt, aber ich glaube, ich war noch begeisterter, jedenfalls musste ich mir das Buch nach dem Lesen selber kaufen. Wo ich doch gar nicht mehr so auf dem „muss-ich-in-meinen-Beständen-haben-Trip“ bin. Ein erfolgreicher Journalist war als Vater leider nicht so erfolgreich, sein Sohn hat gerade ein vernichtendes Buch über ihn veröffentlicht. Im Schatten des Allmächtigen. Dieser Titel ist Programm. Und deswegen flieht der Journalist nach Süd-Tirol, mietet sich eine einsame Hütte und versucht, sich dort über ein paar Dinge klarzuwerden. Wenn es außen still ist, und das ist es dort sehr, dann hört man ja noch viel mehr, was im Innen los ist. Grandios geschrieben, mit das beste von Tim Parks, was ich bisher gelesen habe. Und deswegen habe ich dieses Buch schon einigen Menschen ans Herz gelegt.

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