Am Freitag war der Röntgenapparat defekt. Heute funktioniert er wieder, aber die Ärztin ist gerade mit wichtigeren  Dingen beschäftigt. Das wird noch mindestens eine halbe Stunde dauern. Ich ärgere mich. Das ist also unser berühmtes Gesundheitssystem, ja? Gleich darauf schäme ich mich, weil  mir einfällt, in welch privilegierter Situation ich mich eigentlich befinde. Wenigstens kann ich zu einem Arzt gehen. Mir wird geholfen. Das ist in vielen Ländern dieser Erde keine Selbstverständlichkeit. Und hier kümmert man sich sogar um Hypochonder.

Obwohl, so hypo ist das nun auch wieder nicht.  Zwar bin ich seit 20 Jahren Nichtraucherin, aber davor habe ich immerhin 25 Jahre geraucht. Manchmal 40 Zigaretten am Tag. Und jetzt huste ich schon eine ganze Weile. Manchmal steigert sich das so, da tränen die Augen, die Nase läuft, und ich sitze da und schnappe nach Luft. Die wohl gerade ausgegangen ist. Da musste mich die Ärztin gar nicht lange  überreden, zusätzlich zu einem Spray doch auch einen Blick in meine Lunge werfen zu lassen. Wird schon alles gut sein da drinnen.

Zu Hause treffe ich in der Küche die Yogalehrerin. Sie hat gerade auf Radio 1 einen Bericht über eine Frau in Potsdam gehört, die eine Flüchtlingsfamilie bei sich aufgenommen hat. Das hat sie so aufgewühlt, sie ist immer noch durcheinander. Man muss doch etwas machen. Sich nicht nur darauf verlassen, dass die anderen. Und wir könnten doch.

Ich muss nicht überlegen, weil ich schon seit Wochen mit dem Thema schwanger gehe. Vier Menschen in einem Haus wie unserem, wir haben ein Gästezimmer, das zwar immer gern von Freunden genutzt wird, aber wir könnten durchaus jemanden bei uns aufnehmen.  „Ich bin dabei.“ „Wirklich?“  Vor lauter Freude fällt sie mir um den Hals. Jetzt müssen nur noch die beiden anderen einverstanden sein. Ich übernehme die erste Befragung heute Abend.

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