In Wieck gibt es eine Galerie, die sich Kunstarche nennt. Wenn ich gerade ein paar Hundert Euro übrig hätte – was leider nicht der Fall ist – würde ich mir ein Bild kaufen. Man muss alle Künstler unterstützen. Nicht nur die Schriftsteller. Nach dieser kleinen Kultureinlage sind wir gestern noch durch Born gelaufen und haben nach einem Haus für den Sommer Ausschau gehalten. Man soll es nicht glauben, aber ich habe mich tatsächlich auch in den Rest vom Darß verliebt. Er ist wunderschön. Herr Johnson hatte recht.
Ich kann nicht einmal sagen, warum ich so bezaubert bin. Dieses Stück Land ist flach, eng, zwischen Meer und Bodden eingeschlossen, von den Mücken besetzt. Und trotzdem.
Der Mann ist verstimmt. Die Rasenmäher ärgern ihn. Er hasst Rasenmäher, sie sind eine Beleidigung für seine Ohren. Auch auf dem Darß entkommt man ihnen nicht. Ich hatte vorgeschlagen, zum Frühstück nach Ahrenshoop zu fahren. Aber das wurde abgelehnt. „Ich lasse mich auch von einer Armada von Rasenmähern nicht in die Knie zwingen.“
Jetzt hätte ich also Zeit zum Schreiben. Wenn ich denn den richtigen Einstieg finden würde. Vier Freundinnen, die immer Vollmond zusammen feiern. Eine der Frauen war Anfang der 60iger mit einem Auto in den Westen geflohen. Ich muss noch einmal meine ehemalige Kollegin befragen. Die Geschichte ihres abenteuerlichen Fluchtversuchs könnte mir weiter helfen. Sie hatte Anfang der 60iger versucht, mit Mann und damals fünfjähriger Tochter in den Westen zu gelangen. Verteilt auf zwei Fluchtautos. Irgendjemand hatte die kleine Gruppe jedoch verraten. Die beiden Erwachsenen waren für zwei Jahre ins Gefängnis gewandert, aus dem sie später von der Bundesregierung freigekauft wurden. Die kleine Tochter kam zu einer Tante in Ost-Berlin. Es hat einige Jahre gedauert, bis sie zu den Eltern in den Westen konnte. Ob ich mir deswegen so gern die Lebensgeschichten von Menschen anhöre? Damit sie mir später als Anregung dienen?