Im Garten blüht der Ginster. Ab und zu gibt kommt die Sonne heraus, dann sind wieder nur dunkle Wolken zu sehen. Ich weiß nicht, was das alles soll. Wir haben gar nicht mehr April. Und Frühling ist es auch nicht. Ich habe Bauchschmerzen. Weil wir beschlossen haben, beim Brunch etwas vorzulesen. Ich lese aus dem ersten Buch. Den Schluss. Oder doch lieber den Anfang vom neuen Projekt.

Letzte Woche habe ich in der WG kurz die Geschichte des neuen Romans erzählt. Die Männer haben mich fast gelyncht. Wie? Ein Man schläft mit einer Frau von der er weiß, dass sie seine Mutter ist? Warum finden Männer es vollkommen absurd, mit der eigenen Mutter zu schlafen, wo sie doch bei den Töchtern weniger Skrupel haben?
In meinem Buch I.M. von C. Palmen steht jetzt eine Widmung. Sie hatte es schließlich selbst formuliert. Schriftsteller ist man nicht, wenn man etwas veröffentlicht hat, Schriftsteller ist man, wenn man schreibt. Eine patente, enorm kluge, knabenhaft wirkende Frau, die in der Pause draußen neben mir eine Zigarette rauchte. Obwohl sie mir auf Anhieb sehr sympathisch war, weiß ich noch nicht, was ich von dem neuen Buch halten soll.

Warum lässt sie I. M. nicht einfach ruhen? Ihre These in dem neuen Roman: Jede der Frauen, die mit diesem Mann zu tun hatte, tut so, als ob. Die Krankenschwester tut so, als würde sie eine Beziehung herstellen, die Hure tut so, als würde sie lieben, aber sie tut es für Geld, die Psychologin hört für Geld zu, die Nonne tut so, als wäre sie mit Jesus Christus verheiratet. Und sie alle bekommen einen Teil von Salomon Schwarz zu sehen, den sie für den einzigen, den authentischen Teil halten. Aber keine kennt ihn wirklich. Außer eine natürlich. Und die ruft nun allen Frauen zu: Seht her, ihr hattet keine Ahnung, wer er war, wer er wirklich war. Aber ich, ich habe ihn erkannt. Und mich allein hat er wirklich geliebt.

Eine weitere These von C. Palmen hatte mich schon an dem Abend erstaunt. Angeblich kann ein Künstler nur aus dem Schmerz heraus arbeiten. Man nehme ihm diesen Schmerz, und er ist kein Künstler mehr. Und was ist mit denen, die ihr Glück teilen wollen? Die wird es doch wohl auch geben.

Ich zum Beispiel schreibe, weil  mich das Tun glücklich macht. Basta. Wenigstens da habe ich das Gefühl, ganz ich zu sein, was auch immer dieses ICH bedeutet. Nur das Vorlesen, das macht mich gar nicht glücklich. Da kriege ich Magenschmerzen, da bin ich ein Schisser.

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