Nun haben wir es also. Das Jahr 2008. Heute morgen gleich ein Schock. Der Laptop springt nicht an. Der macht komische Geräusche. Brummt. Nuschelt. Fährt nicht hoch. Natürlich fällt mir sofort ein, dass ich mal wieder meine Dateien nicht auf dem USB-Stick gespeichert habe. Dabei soll ich das unbedingt jeden Tag tun. Der Mann sagt es immer wieder. Damit mir nicht dasselbe passiert wie 2005. Wo plötzlich das ganze Tagebuch des Jahres weg war.

Ausgerechnet 2005. Da bin ich 50 geworden. Jetzt muss ich allein mit Hilfe meiner Erinnerung, um die es grauenhaft bestellt ist, die wunderbare Geburtstagsfeier mit den Freundinnen memorieren. Gut Burghof. Die Ruine der alten Abtei oder des Klosters. Bitte, da fängt es schon an. Ich weiß nicht mehr, um was für eine Ruine es sich da handelt. Trotzdem könnte ich gleich ins Schwärmen geraten. Obwohl ich das ganze Tamtam um meine Person damals eher unangenehm fand. Die Rituale, die vielen guten Wünsche. Aber hinterher, als es vorbei war, als wir im Licht des Mondes um das Lagerfeuer herum saßen, da war ich schon sehr glücklich. Und stolz darauf, so wunderbare Freundinnen zu haben, die sich trotz meiner Widerspenstigkeit so viel Mühe mit mir geben. Mein Gott, wer weiß, wann solch ein Augenblick wieder kommt.

Der Mann hat den Grund für das morgendliche Versagen des Computers natürlich sofort gefunden. Am Dreierstecker lag es. Der ist hin. Was würde ich nur ohne diesen wunderbaren Gefährten tun? Vermutlich alle paar Tage vor lauter Wut den Laptop aus dem Fenster werfen. Gestern habe ich das Tagebuch von 2007 gelesen, so, wie ich das jedes Jahr am letzten Tag des Jahres mache. Diesmal war es gar nicht viel, gerade mal 96 Seiten. Früher waren es manchmal 200 oder mehr. Das liegt an der Arbeit, die mich seit einem halben Jahr so in Beschlag nimmt. Ich komme kaum noch zum Schreiben. Von dem angefangenen Roman mal ganz abgesehen. Wahrscheinlich hoffe ich, dass sich der von alleine weiter schreibt. Na denn hoffen se mal jute Frau.

Weiter haben wir gar nichts gemacht gestern Abend. Ich habe ein wenig gedünsteten Fisch genascht, ansonsten meine Zwiebäcke geknuspert, Tee getrunken, bin mit dem Mann durch die Kanäle gezappt. Ein wenig Queen, Tina Turner, dann die Hits des Jahres 2007. Ich muss schon sagen, mir ist einiges entgangen, es gibt junge Leute, die gute Musik machen. Bands, von denen ich noch nicht einmal den Namen gehört habe. Das war früher auch anders.

Ach, es gäbe so viel zu tun. Aber wenigstens habe ich eine wirklich gute Entdeckung gemacht, und den Namen werde ich mir sogar merken. Volker Pispers. Ein Ausnahme-Kabarettist, der einen den Glauben an das deutsche Kabarett zurück geben kann. Der ist so gut, das Lachen ist mir im Hals stecken geblieben. Wo ich doch schon lange kein Kabarett-Fan mehr bin. Wieso denn auch. Ist doch zum Gähnen langweilig geworden. Vorhersehbare Pointen, sie reiten alle auf denselben Dingen herum. Frau Merkel. Der Köhler. Nicht schon wieder.

Herr Pispers ist anders. Der ist böse, klug, scharfsinnig. Im Vergleich zu ihm sind die Herren vom Scheibenwischer harmlose Stammtischbrüder. Von den anderen Hanseln mal abgesehen. Im April ist er in Berlin. So viel habe ich schon heraus bekommen. Aber die Vorstellung ist bereits ausverkauft. Ich könnte ein Bürgerbegehren anzetteln.

1 Kommentar

  1. MH
    geschrieben am 4. Januar 2008 um 21:59 Uhr| Permalink

    Liebe Frieda,
    eigentlich kaute ich schon an meiner Feder, um etwas Bedeutendes zu dem Erlebnis mit Weihnachtsgeschenken, die man nun allmählich ausgepackt hat (na ja, in Zehlendorf hat man noch Knete, da wird nicht gekleckert, auch bei Tisch nicht), und die wie üblich nicht funktionieren bei der ersten Inbetriebnahme, zu äußern, da sehe ich die Überschrift „So ein schönes neues Jahr“ in Deinem Tagebuch und mein Mut war dahin, Thema schon besetzt, dachte ich.
    Na gut, häng ich mich also einfach mal dran, spring auf den Zug, der freilich andere Güter noch transportiert als defekte Laptops, aber man greift ja nach jedem Strohhalm, wenn einem nichts einfällt, und meine dies:
    Ha! „natürlich“ und „sofort“ hat DER MANN den Versagensgrund für deinen Toplap gefunden. Als Fanleser von Dir (und übrigens auch von DEM MANN) muß ich wiederum als Mann energisch mißreagieren, weil es nicht sein kann, daß dies offenbar für den Mann an sich „natürlich“ sein soll. Geschweige denn „sofort“. Es widerspricht meiner Erfahrung als Mann für mich und verhält sich widersprüchlich zur Erfahrung des Findens von solchartigen Problemen bei meinem eigenen Laptop durch mich als Mann, in welchem Falle ich immer einen anderen Mann dazuziehen muß, der cooler ist als ich und dafür bezahlt wird. Und nicht einmal der findet, was gefunden werden soll, „sofort“. Allerdings stützt das jetzt auch nicht ganz die Idee, die ich eigentlich darlegen wollte, weil ich in die Diskussion die Vermutung werfen wollte, daß das „natürlich sofort“ einem Mann nur glückt, wenn Du eine Frau bist. Mir glückt nämlich dasselbe ebenso für meine DAME (ohne das „sofort“), aber nicht für mich selbst, was heißen würde, daß das „natürlich“ sich nur bei der Möglichkeit des Einsatzes von Test-Osteron ergibt, das sich auf Antrag einer Dame sofort heftigst ausschüttet und so den Mann in die Lage versetzt, alle männlichen Mittel inklusive seiner Intelligenz zu mobilisieren und alle entsprechenden Möglichkeiten zu testen, um die Dame zu beglücken. Das „sofort“ bei DEM MANN ist allerdings umso bewundernswerter, als es voraussetzt, daß er von der Existenz eines sogenannten „Dreiersteckers“ wußte, welchselben Begriff ich selbst nur mit mißverständlich dreideutiger Interpretationsmöglichkeit in einer Zeit, zu der es in Deutschland (West wie Ost) in den Haushalten noch keine Computer gab, und im wesentlichen die power der flowers in Verbindung mit hippen topless Lap-Topsies blühte, angesiedelt hätte. Hut ab vor DEM MANN, oder wie Joe Cocker sagt, „you can leave your hat on“ – nee, falsch waggoni.
    Es freut mich jedenfalls, daß ich mir um die Fortsetzung deines Tagebuchs keine Sorgen machen muß.

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