unangenehmen Nachrichten im Doppelpack. Eigentlich wollte ich die kurze Pause zwischen zwei Blöcken nur dazu nutzen, mich nach dem Befinden der Freundin zu erkundigen und eine Verabredung für den nächsten Tag zu treffen. Seit Monaten geht es ihr nicht gut, daran hatte auch ein Klinikaufenthalt nichts geändert. Bei unserem letzten Treffen war ich ein wenig erschrocken über die sichtbaren Veränderungen. So fragil, so dünn ist sie geworden.

Jetzt merke ich schon an ihrer Stimme, dass etwas nicht stimmt. Sie war noch einmal beim Neurologen, es gibt eine Erklärung für alle Probleme. Parkinson. Mein Magen verknotet sich, ich weiß nicht, was ich sagen soll. Irgendetwas sage ich dann natürlich doch, allerdings kann ich mich später an nichts erinnern.

Während der Dozent etwas von Niederlassungserlaubnis und Blauer Karte erzählt, während mein Nachbar scherzt, sich die Gruppe quer durch den Raum miteinander unterhält, fühle ich mich konfus. Möchte etwas tun, weiß nur nicht, was. Google Parkinson. Lasse mich von der Mitteilung trösten, dass bei richtiger Medikation die Patienten über Jahrzehnte ein unbehindertes Leben führen können.

Zu Hause hopst fröhlich der Redner herum, heute ist ein wichtiger Feiertag für ihn, eine Art zweiter Geburtstag, und was ich von einem verspäteten Mittagessen beim Italiener in Schlachtensee halte. Eigentlich eine gute Idee. Zumindest könnte ich meine Konfusionen teilen, geteilte Konfusionen gleich halbe Konfusionen, und so sitzen wir beide da und sind berührt. Trotzdem können wir dann essen, vielleicht schmeckt es uns sogar besser als sonst, und auf die Gesundheit der Freundin stoßen wir auch an.

Zu Hause lese ich dann in einer Mail von dem neuen Tumor, mit dem der Mann einer anderen Freundin gerade zu kämpfen hat. Ich kann mich an kein Basaliom von 2011 erinnern. Hatte sie mir davon geschrieben? Habe ich darüber hinweg gelesen? Es vergessen? Eigentlich vergesse ich so etwas nicht. Auch wenn wir uns in den letzten Jahren kaum gesehen haben, halten wir den Kontakt über E-Mail und WhatsApp aufrecht.

Für heute reicht es mir. Ich will das alles nicht. Natürlich weiß ich, dass es normal ist, dass Menschen krank werden. Sogar sterben ist ein natürlicher Vorgang. Aber wissen und fühlen sind in diesem Fall zwei völlig verschiedene Angelegenheiten.

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