Der ADAC hat die traurige Nachricht erhalten. Er spricht auf schriftlichem Weg seine Anteilnahme aus. Sie, die Damen und Herren vom Verein vermutlich, sind dankbar, dass ER „durch seine langjährige Verbundenheit dazu beigetragen hat, den ADAC zu einer leistungsstarken Gemeinschaft für Auto- und Motorradfahrer zu machen.“ Wenn Er das doch nur lesen könnte. Er würde sich kringelig lachen.

Vielleicht macht er das ja. Irgendwo da oben. Unten. Wo auch immer er ist. Und von wo aus er mir verdammt noch mal endlich ein Zeichen schicken sollte, wenn da was ist. Das mit dem Buch, das aus dem Regal fällt, gilt nicht. Dafür kann es eine normale Erklärung geben.

„Du denkst wohl viel an ihn?“ Der Mopedfahrer hatte das eines Nachmittags am Strand gefragt. Mir war gar nicht klar, dass ich nicht nur an ihn denke, sondern dass ich auch noch viel von ihm rede. Wenn ich täglich aufs Neue das blau-weiß gestreifte Baumwollhemd lobte, dass ich als Schutz und zur Kühlung für meine sonnengestresste Haut mitgenommen hatte. Von ihm! Und das weiß-blaue Tuch, auf dem ich mal lag, das ich mal als Handtuch benutzte oder mir um die Schulter legte. Auch von ihm. Und ich erwähnte das wirklich ständig.

Ich will, dass er wieder zurück kommt. Dass alles wieder so wird, wie es war. Aber dann fällt mir das Buch von Herrn Meyerhoff ein. Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war. Wahrscheinlich verkläre ich die Vergangenheit, weil mir die Zukunft unheimlich ist. Und das hat in meinem Fall nichts mit den Anschlägen von München oder Ansbach zu tun. Es gibt sowieso keine 100%ige Sicherheit, das wissen wir doch. Und wir wissen auch, dass wir immer noch in einer Art Paradies leben. Weil uns keine Bomben auf den Kopf geworfen werden. Weil wir nicht in dunklen Kellern verschwinden, wo man uns die Glieder ausrenkt oder schlimmeres anstellt. Und so weiter und so weiter.

Gestern habe ich einen 20jährigen kennengelernt, den Stiefsohn des Kroaten, der mich sehr beeindruckt hat. Nicht nur, weil er von seiner Gestalt her einem Engel ähnelt oder weil seine Augen scheinbar in mich hineinsehen konnten. Das war schon mal sehr ungewöhnlich. Aber dann sagte er im Laufe unseres Gespräches auch noch, dass die Welt eine bessere wäre, wenn die Menschen mit sich selbst in Kontakt wären. Wenn sie ihr Inneres nicht mit sinnlosen Käufen oder Aktivitäten zuschütten würden. Für eine solche Erkenntnis brauchen andere 50 oder 60 Jahre. Hoffentlich gibt es viele von denen.

1 Kommentar

  1. geschrieben am 30. Juli 2016 um 12:29 Uhr| Permalink

    wunderbar.precizno, toplo, ljudski.

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