Meinem Gefühl nach essen wir ständig. Dezent noch am Morgen, mit Porridge und Obst, die eine oder andere gestattet sich später ein kleines zweites Frühstück. Mittags werden Reste vom Vortag phantasievoll verarbeitet, am Nachmittag gibt es leckeren Himbeer-Kuchen aus Rhinow, und wenn keiner da ist, steht wenigstens Eis im Kühlfach. Nicht zu vergessen die abendliche Hauptmahlzeit, die von guten alkoholischen Getränken begleitet wird, in kleinen Dosen genossen. Einfache, regionale Küche. Köstlich. Und überwiegend Bio. Natürlich. Wenn sich das demnächst mal nicht auf meinen Hüften wellt.

Heute wieder ein Geburtstag, diesmal war ich für das Abendessen zuständig. Die Schmorgurken sind gelungen, aber ich hatte auch eine sehr gute Assistentin. So wie es überhaupt nett und überwiegend harmonisch ist in unserer Frauen-WG. Ob das allerdings als langfristiges Projekt für mich in Frage käme, wahrscheinlich nicht. Ich brauche sehr viel Stille. Muss oft alleine sein auch. Fühle mich als Außenseiterin, weil ich nicht mit den anderen meditiere. Na ja, alle meditieren sie nicht, die Freundin aus Gießen betrachtet auch eher liebevoll ihre Kaffeetasse in der Zeit.

Manchmal sitze ich am Nachmittag allein oben in dem großen hellen Raum, aber ich habe eine Blockade, was dieses Gruppending angeht. Dummerweise habe ich mich auch wieder in eine Diskussion über Meditation verwickeln lassen. Als wäre ich dagegen. Bin ich nicht. Mich stört nur das drumherum. Die Betonung des Spirituellen. Sollte sich jahrelange Meditation nicht in irgendeiner Form bemerkbar machen? Sollte sie uns nicht vor allem weiter und offener, in gewisser Weise auch neugieriger machen? Ob ich denn wirklich keine Veränderungen sehen würde. Mein Gott, was für eine Fangfrage. Und warum ist es ein Kompliment, über jemanden zu sagen, sie oder er wäre doch sehr spirituell? Da regt sich in mir gleich ein neuer Widerstand.

Während ich die abendliche Lesung aus dem Zen-Buch ebenfalls ausfallen lasse, möchte ich das gemeinsame Singen auf keinen Fall missen. Es macht so glücklich. Wer steht an der Tür und ruft nach mir? Und redet mit meiner Seele? A-E-I-O-U. Und redet mit meiner Seele. Gänsehaut. Immer wieder.

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