Neben mir sitzt G. und tippt auf ihrem Handy. Keine Geräusche aus dem Zimmer der Schwestern. In der Küche wird Obst geschnibbelt. Gestern Abend habe das Buch von Katharina Hacker „Eine Art Liebe“ ausgelesen. Von Moshe, früher Moses, dem Israeli, und Jean, Franzose, Trappist. Moshe hat seine Geschichte – vor allem auch die Geschichte einer Freundschaft, Schuld spielt ebenfalls eine Rolle – der Erzählerin „geschenkt“, damit sie sie aufschreiben soll. Wie mir Google erzählt hat, handelt es sich dabei in weiten Teilen um die Lebensgeschichte des Historikers Saul Friedländer.

Am liebsten hätte ich das Buch in einem Stück gelesen, allerdings hätte ich dann nicht an dem gesellschaftlichen Leben hier auf dem Hof teilnehmen können. So gefesselt war ich mal wieder. Aber ich gehöre auch nicht zu jenen, die sagen oder denken, irgendwann müsse doch einmal gut sein mit den alten Geschichten aus der Nazizeit, mit all den Ungeheuerlichkeiten, die sich ein Nachgeborener  in ihrer ganzen Abscheulichkeit gar nicht vorstellen kann, sich vielleicht auch nicht vorstellen möchte.

Nach der letzten Seite hätte ich eine kleine körperliche Aktivität gebrauchen können. Einmal mit dem Rad an die Gülpe und zurück z. B. Aber dann bin ich doch im Bett geblieben. So allein im Dunkeln, kein Licht am Rad, nö. Und heute geht es schon wieder nach Hause. Die Gießener Freundin ist bereits gestern gefahren. Ich werde am späten Nachmittag die Bahn nehmen. Und hoffe, dass wenigstens mein Koffer noch in das Auto der Damen passt.

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