Die Senatskanzlei für kulturelle Angelegenheiten hat mir geschrieben. Sie haben meinen Text bekommen. Über die Vergabe der Stipendien wird Ende April entschieden, ich soll auf keinen Fall vorher anrufen, die Benachrichtigung erfolgt auf dem Schriftweg. Ob sie extra jemanden eingestellt haben, der solche Briefe verschickt?

Ray Bradbury sagt, schreiben sie jeden Tag 1000 Worte. Wie viel sind 1000 Worte? Es gab eine Zeit, da habe ich jeden Morgen noch vor der Arbeit drei Seiten mit der Hand geschrieben. Einfach so. Als kleine Übung. Lang ist es her. Bei diesen Morgenseiten geht es um Schreiben ohne nachzudenken. Im Prinzip ist es einfach. Man setzt sich hin und schreibt das, was einem gerade in den Kopf kommt.

Ich weiß nicht, was ich schreiben soll. Ray Bradbury hat gut reden. Schreiben sie den Text von einem anderen Schriftsteller ab, schreiben sie die Tageszeitung ab, schreiben sie irgendetwas, und dann schreiben sie diesen Text weiter. Tun sie dies, und es wird sie glücklich machen. Hauptsache, sie schreiben diese verdammten 1000 Worte. Es müssen so viel sein. Oder drei Seiten. Drei Schreibmaschinenseiten. Üben sie. Tun sie, was ich ihnen sage.

Ich hasse es, wenn mir jemand sagt, was ich tun soll. Ich mag es nicht. Auch wenn ich hier nur das Rauschen meines Computers höre. Früher war ich folgsam. Ich habe diese Seiten geschrieben. Habe mich hingesetzt, und los ging es. Heute schreibe ich keine Morgenseiten, und für ein kleines Kapitel brauche ich Wochen. Wochen, in denen kaum etwas passiert, in denen ich herum doktere, in denen ich sitze und verzweifle, weil ich nicht weiter weiß, weil ich einzelne Szenen umschreibe, weil ich nicht kreativ bin.

Ich überarbeite. Das tu ich nun schon seit Monaten, nichts Neues entsteht. Das ist kein Kunststück, das ist Drückebergerei. Das kann jeder. Sowieso kann jeder schreiben. Jeder kann sich an einen Computer setzen und eine Geschichte schreiben. Nur ich habe mal gerade keine Ahnung, worum es geht. Worum es im Leben geht, weiß ich auch nicht. Um Anerkennung. Um Frauen und Männer. Um das Glück, das in den kleinen Dingen liegt. Um den eigenen Traum. Lebe deinen Traum, bevor es zu spät ist.

Darüber möchte ich lesen. Ich möchte von Menschen lesen, die sich ihren Traum erfüllen. Die sich nicht anpassen, die nicht einfach etwas machen, weil man es so macht. Die sich fragen, will ich so mein Leben beenden?
Dieses blöde System schreibt ständig meine Worte zu Ende. Nur schreibt es sie selten so, wie ich sie beenden möchte. Bei Wo macht es gleich einen Wortkünstler draus. Damit liegt es bei mir total daneben. Deswegen wäre es besser, ich hätte mich gar nicht erst für dieses Stipendium beworben. Ich mag mich selber nicht leiden, wenn ich in einer solchen Phase stecke, wenn jegliches Selbstbewusstsein aus mir gewichen ist. Wo ist es hin? Kann ich es wieder zurück holen? Bei ho kommt mir der blöde Computer mit Holzbalken, wo ich holen schreiben will. Und aus schreiben will er schauspielern machen. Jetzt reicht es mir aber. So kann ich nicht arbeiten.

2 Kommentare

  1. MH
    geschrieben am 8. Februar 2008 um 18:31 Uhr| Permalink

    Na, Na, Frieda, nee nee, nix da. Jetzt erst recht. Du wirst es nicht glauben, mit der Erwähnung des Namens Bradbury hast Du offensichtlich eine kosmische Lawine ausgelöst, die sich zielgerichtet über meinen wunderbaren Kommentar ergoß, den ich in voller Eifer und Weisheit ungeachtet der Wortzahl sofort in das dafür vorgesehene Feld eingab, damit er Dich noch vor Mitternacht erreichen solle, Terminsache, und wusch, in dem Moment, wo ich ihn dem großen Netz übergeben wollte, war er weg, die Verbindung zu Frieda kam nicht zustande, begraben unter meterhohem Schnee vom Sirius. Was will mir das Universum damit klar machen? Daß ich es gefälligst sein lassen soll. Dir gute Ratschläge zu geben? Ha, das könnte ihm so gefallen, „ich hasse es, wenn mir jemand sagt, was ich tun (oder lassen) soll“. Meine inner Festplatte hat noch alles gespeichert. Deshalb kann ich Dir nochmal auf den Wecker fallen….
    Also, Frieda, ich bin ein Fan des HERRN (alias Bradbury), hab alles von ihm gelesen, altes und neues Testament, und ZEN UND DIE KUNST DES SCHREIBENS, was er schrieb, ohne mehr als einen blassen Schimmer von ZEN zu haben, (das alte und neue Testament reißen einen ja auch nicht gerad vom Hocker ob ihres Realitätsgehalts), und ich finde, seinen Fingerzeit sollte man achten. Nicht auf seinen Finger schauen, sondern dahin, wohin der zeigt (alte Zenweisheit). Als erstes schaltest Du dieses blöde autovervollständigende Schreibprogramm ab. Und dann gehst Du in Dich und fragst, was wollte Dir das Universum sagen, als es Dir die Wörter WORTKÜNSTLER, HOLBALKEN und SCHAUSPIELERN sandte, obwohl, ihr Götter, Du sie gar nicht wolltest. Ich finde, das sind sehr gehaltvolle Worte, deshalb schreibts Du darüber jetzt gleich – nein, Abendessen kriegst Du erst, wenn Du fertig bist – die geforderten 1000 Worte…
    Trotze nicht, oh Frieda. Du kannst dem Schicksal nicht entrinnen….
    Dafür kriegst Du das Wochende frei…
    Jetzt reichts mir aber auch. So kann ich nicht arbeiten. Wo ich doch schon die ganze Woche etwas lustiges über PYRAMIDEN schreiben wollte…

  2. MH
    geschrieben am 8. Februar 2008 um 19:35 Uhr| Permalink

    Haste gelesen? HOLBALKEN? HOL-BALKEN? Ach, dieses Universum..

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