In der Ferne bellt ein Hund. Ich höre den Springbrunnen im Teich. Die Menschen sitzen noch beim Abendessen, oder sie gehen spazieren, lesen Bücher. Der Mann sitzt in der Sauna. Ich habe die Partnerin von S. getroffen. Bis auf meinen Namen sind ihr doch erstaunlich viele Details eingefallen – dass ich damals mit einer Freundin den Workshop besucht habe, dass wir aus Berlin gekommen sind. Wir hatten sogar Sachen getauscht: meine Hose gegen ihren Samtrock.

Dämlich wie ich bin, oder einfach nur mitteilungsbedürftig, habe ich ihr erzählt, dass ich ein Buch geschrieben habe und immer noch in der WG lebe. Wollte ich damals nicht kreativ sein? Ging es nicht um diese Dinge schon bei dem ersten Meditations-Wochenende? Um neue Wege, die wir einschlagen wollten? Da sollte Meditation helfen.

Die Dnamische habe ich gehasst. Nicht nur, weil wir dazu spätestens um 7.00 Uhr aufstehen mussten. Ich mochte auch all das andere nicht. Nicht die Viertelstunde, in der wir springen und Huh rufen mussten, die Viertelstunde, in der wir regungslos verharren sollten erst recht nicht. Und auch die Katharsis war mir suspekt. Die Leute schrien oder heulten, beschimpften nicht anwesende Kollegen oder Eltern, manche trauerten um nicht erwiderte Liebe. Ich musste eigentlich die ganze Zeit lachen.

Das soll den Geist reinigen und Menschen dazu befähigen, ihr Leben besser in den Griff zu kriegen. Weg vom Mind und hin zum ganz entspannten Dasein im Hier und Jetzt. Mit S. selbst habe ich ein paar belanglose Floskeln gewechselt. Ich bin mir nicht sicher, ob er überhaupt wusste, woher er mich kennt. In einem Flyer habe ich gelesen, dass er jetzt  Lebensberatung anbietet. 70 Euro die Stunde.

Früher faszinierte mich vor allem, dass er alles aufgegeben hatte. Den tollen Job beim Stern, den Dienst-Mercedes und den Fahrer, die maßgeschneiderten italienischen Hemden, die Insel im arabischen Golf. Mit all dem konnte er die innere Leere nicht füllen. Er ging zu diesem indischen Guru und kappte alle Verbindungen zu seinem alten Leben. Und schrieb drei spannende Bücher. Deswegen bin ich 1998 das erste Mal hierher gekommen. Ich wollte den Schreiber kennenlernen.

Aber jetzt werde ich zu dem Leben von Mister Salter zurück kehren. Zu dem Mann, von dem John Irving behauptet, er würde jeden Schriftsteller dazu bringen, sich klein zu fühlen. Manche Sätze lese ich fünfmal hintereinander. „An der Oberfläche in der Nähe des Abflusskanals war das Wasser älter und weniger klar, aber dieses Wasser würde bald verschwinden. Wir waren das neue und ungetrübt.“ Das schrieb er über seinen Eintritt in die Armee.

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