Gleich hat der Mann die Kekstüte geschafft. Das passt ja. Morgen fahren wir nach Hause. Gestern waren im Schloss Plüschow. Dort zeigen verschiedene Künstler Arbeiten, die unterwegs entstanden sind – on the way – ein passender Name dafür. Der Mann hat in dem Buch mit den Geschichten von irischen Schriftstellern ein wunderbares Traktat von Jonathan Swift gelesen. Das schrieb der zur Zeiten der großen irischen Hungersnot. Sein Vorschlag damals: Man solle alle einjährigen Kinder verspeisen. Das ergäbe vier Mahlzeiten, wäre also recht praktisch. Jetzt will der Mann einen offenen Brief an unseren Kanzler schreiben, in dem er seine Eigentumsverhältnisse offen legt und um Hinweise bittet, was er nun nach Harz IV wo einsparen soll. Er ist wütend.

Ich weiß nicht wieso, wir haben gerade nicht über Geld geredet. Irgend etwas scheint ihn aber zu beschäftigen. Ein Artikel in der Zeitung. Die Politiker erhöhen sich ihre Diäten, die Arbeitslosen und Sozialhilfeempfänger sollen immer weiter sparen. Und die Mahnungen, endlich mit dem Jammern aufzuhören, kommen von Menschen, die 250000 EUR im Jahr haben. Die riesige Renten bekommen, weil sie fünf Jahre in der Politik waren. Riesige Abfindungen, weil sie Firmen abgewickelt haben. Manchmal macht mich diese ganze Ungerechtigkeit so wütend. Dabei geht es mir gut, ich sollte schweigen. Ich sitze im Hotelbett, gehe gleich zu einem opulenten Frühstück und werde morgen 900 EUR für die eine Woche hinblättern. Doch gerade habe ich an die vielen Kinder in Neukölln oder Wedding gedacht, die niemals Lärm in schönen Hotels machen werden. Weil das Geld gerade mal für eine Erholung im Kinderheim am Wannsee reicht. Wenn überhaupt.

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