Wenn ein Mensch nach einem prallem Arbeitstag, an dem er, zugegeben, auch ein paar Dinge gemacht hat, die nicht so wichtig waren, die man nicht unbedingt als Arbeit bezeichnen kann (bei denen er auch prompt erwischt wird, die  Netzspione lauern überall), wenn ein solcher Mensch, bei dem es sich womöglich noch um eine Frau handelt, zu späterer Stunde vor dem Fernseher landet, in sich die Hoffnung auf ein wenig gute Information oder Unterhaltung tragend, dann wird er spätestens nach einer halben Stunde weinend auf den Aus-Knopf drücken. Masochisten ausgenommen. 

Das Beste aus 40 Jahren Flippers habe ich Gott sei Dank schon verpasst. Aber die Dritten Programme senden ja für die über 60jährigen, habe ich gelesen. Die meinen mich nicht. Sinn und Sinnlichkeit hätte ich mir wegen Emma Thompsen vielleicht noch einmal angesehen, aber dafür war es nun zu spät.  Und ob ich Kenneth Brannagh wirklich als Heydrich hätte sehen wollen, den ich doch gerade als neuen Kommissar Wallander ins Herz geschlossen habe? Ich bin mir nicht sicher. Zumal ich mich noch gut an den Zustand erinnern kann, in dem ich letztes Jahr das Haus der Wannseekonferenz verlassen habe.

Auf etlichen Kanälen Männer, die ich alle nicht als Schwiegersöhne haben möchte, mal davon abgesehen, dass ich sowieso keine leibliche Tochter habe, um deren Partnerwahl ich mich sorgen müsste, aber es verbietet ja keiner, an die quasi angeheirateten Töchter zu denken. Männer mit glatten Gesichtern, dem ewig gleichen, ein wenig einfältigen Lächeln, moderieren die 100. ultimative Chart-Show, die selbst einer Freundin der Rockmusik nur noch ein Gähnen entlockt, vor allem die Kommentare dazu. Andere Herren werden in Talk-Shows auf F- und Q-Prominente losgelassen, oder Mann versucht, komisch zu sein. Herrn Lanz beim Kochen zuzusehen erfordert noch stärkere Nerven als ihn nur beim Moderieren zu folgen. 

Mir drängt sich die Frage auf, wo eigentlich die Frauen sind? Gibt es keine? Dürfen die nicht moderieren? Müssen sie, wenn sie moderieren, irgendwie gefällig wirken? Harmlos? Lieb? Oder taugen sie sowieso nur als gurrende, fiepende Beigabe in Chart-Shows? Wahrscheinlich sitzen nach 22.00 Uhr nur noch Männer vor der Glotze. Und die bekommen das Programm geboten, von dem Sendungsmacher meinen, es ihnen bieten zu müssen. Die Quote kann nicht lügen.

Ich rufe hiermit zum Fernseh-Boykott auf. Wir Frauen sehen erst dann wieder fern, wenn sie uns interessante Informationen, gute Unterhaltung, spannende Krimis, vor allem aber auch kluge Frauen servieren. Verpackung egal, auf den Inhalt kommt es an.  Allerdings werde ich mit dem Boykott erst morgen nach dem Tatort anfangen.

Einen Kommentar schreiben

Ihre Daten werden niemals an Andere weiter gegeben.
Die Email-Adresse wird nicht angezeigt. Notwendige Felder sind so markiert: *

*
*