Gestern wäre er 76 geworden. Ein Teil seiner Familie ist extra nach Berlin gekommen, das hatten sie im Frühjahr mit ihm so geplant. Nun müssen sie heute ohne ihn in den Friedrichstadt-Palast. Eigentlich wollten wir gestern Abend beim Italiener ein Glas auf ihn trinken, aber da sie so lange im Stau gestanden haben, musste ich hier zu Hause für mich allein. Aber was heißt allein. Ich bin mir sicher, dass an vielen anderen Orten ebenfalls an ihn gedacht wurde. In Holland, Bayern, auf Korfu, in Hübenthal, am Bodensee, bei den Nachbarinnen um die Ecke usw. usw. 

Erst vorgestern habe ich mir in der Mediathek der Deutschen Kinemathek zwei Folgen der Reihe „Berlin Ecke Bundesplatz“ angesehen. In einer geht es u. a. um einen Kollegen und Freund vom Redner, auch er gestorben inzwischen. Aber durch diesen Film lebt er irgendwie weiter. Nicht, dass das unbedingt nötig wäre, an die Mehrzahl der Menschen muss man sich ohne Film erinnern, aber ich war so gerührt, ihn als jungen Mann zu sehen, mit Frau und kleinen Kindern, Ende der 80er Jahre eben. Und ich dachte, wie schade, über unseren Redner hätte auch jemand einen Film machen sollen. Nicht mal zu dem Interview mit der Kamera ist es gekommen. Obwohl wir einige Male davon sprachen. Doch irgendwie passte es in dem Moment gerade nicht, und meist sagte er dann, nur keine Eile, wir haben ja Zeit. Und das habe ich tatsächlich geglaubt.

Einen Kommentar schreiben

Ihre Daten werden niemals an Andere weiter gegeben.
Die Email-Adresse wird nicht angezeigt. Notwendige Felder sind so markiert: *

*
*