Als ich nachts von der S-Bahn nach Hause fahren wollte, musste ich erst einmal meinen Sattel frei kratzen. Der Himmel voll mit blinkenden, vibrierenden Sternen, die Luft eisig. In meinem Zimmer blinkten dann nicht die Sterne, dafür die Hausbeleuchtung der Nachbarn. Ich vermute 100 Strahler. Bis in die frühen Morgenstunden hinein hatte ich es hell hier.  Das weiß ich, weil ich im Stundentakt wach geworden bin. 

Gestern Nachmittag mit Herrn W. im Gropius-Bau, meinem Lieblingsmuseum. Bei Pina Bausch. Dummerweise habe ich gleich am Anfang herum getrödelt beim Betrachten der frühen Fotos und Prospekte – Folkwang-Schule, erste Choreografien – obwohl ich es in den hinteren Räumen spannender fand. Die Lichtburg – ein originalgetreuer Nachbau des Probenraums in Wuppertal – erst einmal besetzt von Menschen, die an einem Workshop teilnahmen. Das wäre natürlich das I-Tüpfelchen gewesen, aber die Veranstaltungen sind schon seit langem ausgebucht. Vielleicht versuche ich noch einmal, an einem Warm-Up teilzunehmen, bevorzugt bei Jo Ann Endicott. Das kann man angeblich ohne Voranmeldung.

Am interessantesten für mich die Interviews und Filme mit und über Pina Bausch, das Ensemble, ihre Arbeit und Vorgehensweise. Die einem Neuling wie Herrn W. z. B. das Video „Walzer“ sehr gut erklärt. „Und dann hat Pina gesagt, ich soll das machen.“ Das Interview, das sie Ende der 90er Roger Willemsen gegeben hatte, kannte ich auch noch nicht. Auch dort erfährt man einiges über ihre Arbeitsweise. Von innen nach außen, ohne Konzept, ohne Idee sogar. Alles  entwickelte sich aus den Fragen, die sie den Tänzern stellte. Fragen, die sie auch selbst bewegten. Wie man Zärtlichkeit zeigt z. B. Und dann ging es darum, dem entstehenden Prozess zu vertrauen, vor allem sich selbst zuzuhören, dann wurde es was. Und trotzdem von ihr oft als noch nicht fertig empfunden.

So ist das mit Herrn W. und mir auch. Wir werden auch nicht fertig. Saßen anschließend noch lange im Knofi, speisend, trinkend, aber vor allem redend. Nach vier Stunden hätten wir wahrscheinlich noch weiter gemacht, wäre da nicht doch eine kleine Müdigkeit gewesen. Und Feierabend wollten sie auch machen.

Einen Kommentar schreiben

Ihre Daten werden niemals an Andere weiter gegeben.
Die Email-Adresse wird nicht angezeigt. Notwendige Felder sind so markiert: *

*
*