Als ich gestern Abend vom Spielen nach Hause kam (die Freunde aus Schlachtensee haben mich mit ihrer Begeisterung für Topwords angesteckt), saß die halbe WG im Esszimmer. Der Syrer hatte mal wieder zum Essen geladen, das macht er öfter. So wie er überhaupt immer fragt, ob jemand mit ihm mit essen möchte, wenn er in der Küche steht und kocht. Da er Nachtesser ist, kommt das für mich aber selten infrage.

Allerdings habe ich mich in den letzten Tagen zusammen mit der Spanierin schon einige Male sehr über ihn amüsiert. Über seine  nicht nur gespielte Verzweiflung (Er hat eine schauspielerische Begabung, finde ich. Niemand bringt mich hier so zum Lachen. Allerdings könnte es auch mit Weinen klappen.). Neuerdings dauert es nämlich Stunden, bis seine großen Portionen gar sind. Der Backofen ist gerade dabei, seinen Geist aufzugeben. Hier ist doch vieles morsch. Ein Fass ohne Boden.

Dieser Abend jedenfalls hat mir gut getan. Als wäre ich am richtigen Platz. Auch wenn mich manche Geschichten aus der Zeit im Wohnheim bedrückt haben. Ich verstehe, dass Menschen vor Verzweiflung durchdrehen, weil sie keine Privatsphäre haben, keine Aussicht auf Arbeit, keine Zukunft. Wie viele der Afrikaner z. B. Und ich bewundere diese patente Kleinmachnowerin – für sie hatte der Syrer wohl vor allem gekocht –  die so gar nicht nachlässt in ihrem ehrenamtlichen Engagement, die sich um einige junge Leute kümmert, dabei gar nicht müde zu werden scheint, und Humor hat sie auch. Ist das eigentlich ein neues Konzept? Die vielen älteren Frauen, die sich um junge Geflüchtete kümmern? Wo sind eigentlich die älteren Männer?

In der Nacht dann ein eigenartiger Traum. Ich sollte eine Rolle in einem Stück spielen. Der Text musste allerdings gesungen werden. Mehrere Vierzeiler hintereinander. Eigentlich ganz einfach. Nur konnte ich mir schon den ersten Vers nicht merken. Ich fing immer wieder an, und dann hatte ich den Text, die Melodie vergessen. Nach einigen Versuchen wollten die Musiker nicht mehr mit mir proben. Ich war verzweifelt. Da habe ich mir erklärt, dass ich nur träume.

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