Ein Frühstück mit der Freundin im Bistro am Bahnhof. Ich erzähle von den letzten Tagen, von meinen Schwierigkeiten, mich so zu akzeptieren, wie ich bin. Ein Thema, mit dem sie sich ebenfalls auskennt. Aber ist es bei mir nicht schlimmer? Immerhin bin ich eine Frau, deren Grenzen den Briefkasten einschließen und die hyperventiliert, wenn man ihr ein Buch in eben diesen Kasten legen möchte. Da bekommt sie eine Krise. Also ich bekomme eine.

Es fällt mir schwer, zu dieser Person, die ja ich bin, ja zu sagen. Und auch ja dazu, dass ich jeden Tag in den Krieg ziehe – metaphorisch gesprochen – und aus diesem Grund bestimmte Rituale brauche, die mir das Ganze erträglicher machen.  Meine zwei Stunden Ruhe am Morgen z. B. Allein mit mir und meinem Kaffee am Fenster. Und dann weine ich mal wieder. Weil es mich auch stresst, wenn ich mich erstens zeige in meinem So-Sein (was ja ein beschädigtes Sein ist) und weil ich zweitens lieber anders wäre. Das zu erklären erzeugt Stress, und dann fließen bei mir Tränen. Das war bei meiner Großmutter auch schon so. Früher habe ich das irrtümlicherweise (bei ihr und bei mir) für übermäßige Sentimentalität gehalten. Aber nein, ich weine, wenn ich in Stress gerate.

„Ich glaube, ich habe  noch mit keinem Menschen so viel in der Öffentlichkeit geweint, wie mit Dir.“ Die Freundin schaute etwas perplex, aber dann hat sie es verstanden. Denn eigentlich ist das ja etwas Schönes. Es zeugt von dem Vertrauen, das wir zueinander haben. Und dann haben wir natürlich auch wieder herzhaft gelacht.

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