Auch wenn es im Delphi offensichtlich keine Klimaanlage gibt, wie mir in der heißen S-Bahn noch in Aussicht gestellt wurde, gelohnt hat sich der Kinobesuch mit den Freunden auf alle Fälle. Schon das Buch von Eugen Ruge „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ hatte mich beeindruckt, nun haben Matti Geschonneck und Wolfgang Kohlhaase (lang lebe er und hoch) mit großartigen Schauspielern einen feinen Film daraus gemacht.

Verdichtet auf einen Tag sieht man anhand dieser Familie einen kleinen Ausschnitt DDR-Geschichte mit ihren Brüchen und Widersprüchen. Ein Abgesang. Gefeiert werden soll der 90ste Geburtstag des alten Kommunisten Wilhelm Powileit, einer von diesen ewig Gestrigen, der an diesem Tag auch eine neue Medaille bekommen soll. Den Stern der Völkerfreundschaft in Gold. Es treten auf die üblichen Verdächtigen. Familie, kleine Politkader, der Typ von der Stasi,  Nachbarn, Freunde. Der Jubilar (großartig Bruno Ganz) lässt das ganze Getue mit zwinkerndem Auge über sich ergehen („Bringt das Gemüse auf den Friedhof.“).  Es gibt die vom Blatt gelesenen Lobpreisungen, und natürlich sind auch Vertreter jener Brigade da, die den Namen Powileit trägt. Sie versuchen  Ost-Käse zu machen, der wie Westkäse schmeckt.

Wilhelms Frau ist eigentlich schon lange fertig mit ihrem Mann, sie hatte sich auch ein anderes Leben erträumt, aber nun hat sie ihn an der Backe. Wie das manchmal in langjährigen Ehen so ist. Ihr Sohn hat eine Freundin, ihre russische Schwiegertochter säuft sich zu Tode, und der geliebte Enkel Sascha ist in den Westen abgehauen. Was eigentlich geheim bleiben soll. Und deswegen warten sie auf ihn. Nur er kann diesen alten Nazitisch aufbauen, auf dem das Buffet angerichtet werden soll.

Alle haben sich irgendwie arrangiert. Mit der DDR, mit der Vergangenheit und ihren Geheimnissen, den Ehepartnern, mit dem Leben. Das kann man eigentlich nur mit Alkohol. Die Jungen gehen in den Westen, sie wollen bei diesem ganzen Zirkus nicht länger mitmachen. Natürlich gab es da schon jene Bürgerrechtler, die mit der friedlichen Revolution für das Ende der DDR gesorgt haben, aber um die ging es hier nicht.

Hinterher noch reichlich Stoff für ein Gespräch im kühlen Garten vom Quasimodo. Interessante Fragen tauchen auf.  Haben wir jetzt nicht eine ähnliche Situation? Tanzen wir nicht auch auf dem Vulkan? Und hängen an der Geschichte vom Wachstum und glauben daran, dass es immer so weitergehen wird mit dem Kapitalismus? Ist doch so schön bunt hier.

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