Heute Nacht saß ich plötzlich im Bett. Zuvor hatte ich mir wieder einmal eine Geschichte ausgedacht. Sie spielte in Marrakesch, die wichtigsten Protagonisten eine Frau und ein Mann. Sie wollte sich die grünen Oasen in der Stadt ansehen, die kleinen verborgenen Parks, von denen sie in einem Radio-Feature gehört  hatte, er war einer der Planer dieser Oasen. Ihre Sehnsucht war vage, sein Bart kratzte. 

Plötzlich hatte ich mich daran erinnert, dass ich mir diese Geschichten schon sehr lange ausdenke, seit ich denken kann eigentlich. Irgendwann als Mädchen habe ich damit angefangen. Vielleicht waren sie sogar von derselben Art wie jene, die ich mit meinen Frauen spielte. Leider kann ich mich an deren tatsächlichen Inhalt nicht mehr erinnern. Ich weiß nur noch, dass dieses Ausdenken von Geschichten und sie mit aus alten Modeheften ausgeschnittenen Figuren wie auf einer Art Bühne zu spielen, bestimmt zwei Jahre lang meine Lieblingsbeschäftigung war. Irgendwann mit 11 hörte ich damit auf. Nur die Geschichten kamen weiter zu mir. Meist vor dem Einschlafen.

Denn das ist mir auch noch aufgefallen. Ich beschließe nie,  mir etwas auszudenken, es ist eher so, dass Bilder über mich kommen. Ich sehe eine Art Film, höre die Menschen reden. Ist das bei jedem Menschen so?

Zumindest kommt bei mir noch hinzu, dass ich viel von dem, was ich phantasiere (manchmal auch am hellen Tag, wenn ich irgendwo sitze, in einem Garten, am Meer, wo auch immer) auch aufschreibe. Deswegen habe ich Texte auf meiner Festplatte, die „Polnische Liebe“, „Der Mann im Rosengarten“ oder „Chianti kann warten“ heißen. Es macht mich glücklich, sie aufzuschreiben. Nur denke ich dummerweise, ich sollte so nicht schreiben. Keine so genannten Frauenromane. Keine Unterhaltung.

Aber wenn ich vielleicht so gedacht bin? Wenn sich mein Daimon gerade das vorgenommen hat? Und ich ackere seit Jahren/Jahrzehnten dagegen an? Das sind so Fragen an einem trüben, regnerischen Tag. Der allerdings noch mit einem Lichtblick aufwarten kann. Das Treffen mit der Freundin im Literaturhaus. Da waren wir lange nicht.

1 Kommentar

  1. geschrieben am 11. Oktober 2017 um 10:50 Uhr| Permalink

    Ovo je odlično – Diese ist super ! Weiter, weiter schreiben bitte… und splitter wie damals mit 11 auf die Bšhne bringen; ich werde gerne mitmachen . Umarmung. Nikša

Einen Kommentar schreiben

Ihre Daten werden niemals an Andere weiter gegeben.
Die Email-Adresse wird nicht angezeigt. Notwendige Felder sind so markiert: *

*
*