Diesmal sind wir von Caputh aus mit dem Dampfer nach Werder, von dort zurück nach Potsdam. Das dauert  keine zwei Stunden und ist bei einem Wetter wie diesem gerade ein großes Vergnügen. Ist nicht sowieso der Herbst unsere liebste Jahreszeit? Ja, aber nur, wenn es nicht regnet, findet Herr W. Wenn die Blätter bunt gefärbt sind und es dieses besondere Licht gibt, von dem wir gestern so viele Kostproben bekommen haben. Dann sind wir ganz bei uns.

Herr W. ist auch ganz bei sich (meist zumindest), wenn er reist. Wenn er in Portugal, seinem Seelenland, neue Orte entdeckt. Wenn er sich nackt an menschenleeren Stränden bewegt. Wenn er in einem abgelegenen Fischerdorf an einem trüben Tag aufs Meer schaut. Sogar Vögel hat er diesmal beobachtet, jetzt findet er meine Begeisterung gar nicht mehr so absurd.

Wir haben entdeckt, dass es vor allem diese Momente sind, die uns beiden von Reisen in Erinnerung bleiben. Körpergefühle. Zustände. Allerdings läuft er in unbekannten Städten im Gegensatz zu mir auch gern stundenlang herum, widmet sich den  Sehenswürdigkeiten, während ich kurze Spaziergänge und lange Aufenthalte in Cafés bevorzuge.

Ich habe in meiner Erinnerung kein einziges Bild von der Akropolis oder Delphi, beides habe ich besichtigt.  Dafür erinnere ich mich sehr gut an das magische Licht abends an dem winzigen Strand von Nafplion, an meine innere Bewegtheit. Und das kleine Café am Markt sehe ich auch noch vor mir, eine Frau aus dem Nachbargeschäft fegte da jeden Morgen den Bürgersteig, wenn ich meinen ersten Kaffee trank. Also eigentlich brauche ich Natur, gern ein Meer oder wenigstens einen See, einen weiten Blick, und ab und zu ein Café. Oder wenigstens regelmäßig Kaffee.

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