Im Kaminzimmer mit der altmodischen Tapete habe ich in der letzten halben Stunde vor allem aus dem Fenster gesehen. Der schöne Bogen, das Kreuz, dahinter sparsam sich wiegende Äste und Zweige. Kahl. Ein stilles Bild. Das nicht so recht zu den Tönen des Films passte. Da ging es gerade um den Natoangriff auf Jugoslawien, zu dem Peter Handke eine andere Meinung hat als der Mainstream. Ich konnte ihm nicht folgen, weiß auch viel zu wenig, in solchen Fällen klinkt mein Geist sich manchmal aus.

Bis dahin aber war ich fasziniert von diesem Mann, der mit den Jahren immer anziehender wird. Finde ich. Findet die Freundin. Und ein kluger Beobachter ist er. Ich hätte was zum Schreiben gebraucht, allerdings hätte ich dann  fast jeden seiner Sätze festhalten müssen. Erstens hatte ich nichts dabei, zweitens war es viel zu eng, fast saß ich der Freundin auf dem Schoß, ein Bein schlief ständig ein, weil es so abgeknickt neben meinen Sachen positioniert war, da noch schreiben, ne.

Das mit dem Nebensächlichen wollte ich mir unbedingt merken, nun ist es fort. Sinngemäß erinnere ich, dass es ihm darum geht, das scheinbar Nebensächliche mehr in den Vordergrund zu rücken beim Schreiben. Was man in seinen Journalen ja nachlesen kann. Und es ist auch gar nicht nebensächlich, es sind diese Beobachtungen, Wahrnehmungen, die das Leben zu einem großen Teil ausmachen.Während wir auf die „großen“ Ereignisse warten.

Ich nehme mir vor, es doch noch einmal mit einem Roman zu versuchen. Vielleicht der zweite Versuch mit der „morawischen Nacht“. Doch vorher laufe ich mit dem Hund. Zur Abwechslung vielleicht mal um die Krumme Lanke. Das zügige Ausschreiten tut mir gut. Den Kopf auslüften. Auf.

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