Schon wieder mittags mit Herrn W. im Kino. Er sträubt sich auch gar nicht mehr, wenn ich ihm solch unmoralische Vorschläge unterbreite. Ich wusste nicht, dass das Moviemento in Kreuzberg das älteste Kino Deutschlands ist. Dabei war ich Mitte der 80er häufiger dort, es war nur ein paar Hundert Meter von meiner damaligen Wohnung entfernt. Die schon in Neukölln lag. Um Neukölln geht es in dem neuen Film von Rosa von Praunheim. Um das Überleben dort. Das heute sicher ein anderes ist als vor dreißig Jahren.

Die schrägen Künstler und Transen gab es früher auch, natürlich, aber die lebten nicht unbedingt in diesem Neukölln, das heute auch gern „Kreuzkölln“ genannt wird. Es geht natürlich um Schwule, Lesben, Transgender, aber auch um die jungen Frauen, die den Heimathafen gegründet haben, es kommen Aktivisten und Einzelkämpfer zu Wort. Und wie der Rosa von Praunheim das immer so schnell schafft, dass sie gleich über Sex mit ihm reden. Interessante Menschen, nicht berühmt, ohne diesen quälenden Mitte- oder Prenzlauerberg-Chic, die wir alle ins Herz geschlossen haben. Nach 90 Minuten war ich ehrlich betrübt. Warum denn nicht noch zwei Stunden länger.

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