Immer wieder ein besonderer Moment, wenn die letzte Fähre auftaucht. Langsam schält sie sich aus der Dunkelheit heraus, man sieht zuerst nur diesen verwaschenen, gelben Schein, das grüne Buglicht. Kleine Wellen schaukeln die vertäuten Boote, ein leichter Wind rauscht, sogar Wildgänse hörte ich gestern. Beim Anlegen berührte der Kapitän ein paar Mal den Steg, Metall an Metall, dieses hohe Quietschen eine Zumutung für die Ohren.

Auf der Überfahrt dachte ich an die Freundin, die mir von dunklen Schatten erzählt hatte, von Wesenheiten, die nachts vom Fluss zu ihr ins Krankenzimmer kommen. Sie machen ihr keine Angst. Auch die vielen fremden Gesichter tun das nicht, die sie jetzt häufiger im Traum sieht.

Heute ist die Tumorkonferenz. Danach wird sie wissen, wie es weitergeht. Angeblich nicht allein mit Misteltherapie, selbst die Anthroposophen wollen jetzt stärkere Mittel einsetzen. Mal sehen, welche Seite sich durchsetzt. Es geht ihr nicht um Lebensverlängerung um jeden Preis, wichtig ist ihr die Qualität ihres Lebens. Das verstehe ich sofort. Ich bete nachts jetzt oft. Bitte mach, dass alles gut wird. Hört mich jemand? Und was ist „gut“?

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