Schon wieder mit der Fähre über den Wannsee. Mein diesbezüglicher Vorschlag ist mit Freude angenommen worden. Die Freundin viel zu dünn angezogen, aber da sie eine Elfe ist, hat sie in dem gut sortierten Kinder-Second-Hand in Kladow gleich ein wärmendes Teil gefunden. Der Weg an der Havel von Sonne beschienen und begehbar bis Spandau wahrscheinlich. Aber da wollten wir gar nicht hin.
In Ufernähe überall Zapfen, kleine Schollen, am schönsten aber die winzigen, auf dem Wasser schaukelnden Zelte aus Eis. Im Gutshaus freie Platzwahl, warum ist da bei diesem Wetter nicht mehr los? Es ist ja nicht nur dieser weite Blick, auch die Bratkartoffeln sind überaus lecker. Die verschiedenen Kuchen. Und der junge Mann bedient sehr freundlich ohne dieses ständige „sehr gerne“. Das ist erfrischend. „Und? Bei euch alles in Ordnung?“ Ist das jetzt eigentlich wieder in Mode, ältere Menschen zu duzen? Im Kino haben sie uns auch wie Gleichaltrige behandelt, ich weiß aber noch nicht, wie mir das gefällt. Der Film hat mir dagegen sehr gut gefallen, da war ich mir gleich sicher.
„The Post“. Am Anfang dachte ich noch, das könnte mir vielleicht zu behäbig daherkommen, aber dann wurde es immer spannender. Und ich vergesse manchmal ja tatsächlich, dass die Gleichberechtigung der Frau noch nicht sehr alt ist (und dass da noch viel zu tun ist, auch klar), dass Anfang der Siebzigerjahre Männer über eine Frau so redeten, als wäre sie gar nicht vorhanden. Auch wenn sie gleich neben ihnen stand und die Eigentümerin der Zeitung war, die Chefin also. Sehr schön dargestellt von Meryl Streep.
Und dann natürlich diese Enthüllungen über den Vietnam Krieg, diese ganzen Lügen und Vertuschungen. Das kann man dem Mann mit dem Toupet nicht häufig genug vor Augen führen. Nur wird der sich einen solchen Film nicht ansehen. Die Gründungsväter sind für eine freie Presse angetreten. Und diese ist für die Regierten da, nicht für die Regierenden. Besser kann man es nicht sagen.